Die Theatervereinigung Front e.V. brachte 2018 ihr „Off Theater“ zum ersten Mal auch nach Chemnitz. „Off Theater“ ist ein Festival der zeitgenössischen Theater-, Performance- und Tanzkunst und findet seither gleichzeitig in Leipzig, Dresden und Chemnitz statt. Jedes Jahr hat das Festival ein anderes europäisches Ursprungsland als Motto, 2018 drehte sich alles um Tanz und Theater aus Ungarn – „Open Hungary“.

Vom 24. bis 26. Mai 2018 wurden auf dem Sonnenberg dazu vier Beiträge aufgeführt:

Im Off-Theater „Komplex“ zeigten Veronika Szabó + Mummy`s Sloppy Honey ihre Live Art Performance Installation „War Paint“. Dabei machen sich drei Frauen fertig zum Ausgehen. Das Publikum ist aufgefordert, sie dabei zu beobachten und wird einer intimen Situation ausgesetzt, die sich durch die räumliche Nähe in eine beinahe reale Begegnung verwandelt. „War Paint“ erzählt von Schönheit und Stärke, aber auch von Unsicherheit und Verletzlichkeit, erforscht die Beziehung von Frauen zu ihren Körpern. Die begleitende Audioinstallation bestand aus kleinen autobiographischen Geschichten, die ehrlich und genau oftmals Unausgesprochenes enthüllen. Die Performance wurde bereits in London, Exeter und Berlin aufgeführt.

Ebenfalls im Komplex tanzte Valencia James ihr Stück „Between the World and Me“, über das sie selbst sagte: „‚Between the World and Me‘ is a reflection on living in a pre-dominantly white central European society as a woman of Afro-Caribbean origin, with all the awkward encounters and complex questions of identity it involves. Taking its title and starting point from the award-winning bestseller by African American writer Ta-Nehisi Coates, the piece explores the dehumanising violence of stereotypes.“ Im Anschluss an die Tanz-Performance gab es ein offenes Gespräch mit der Künstlerin.

Der Film Underdog (Fehér isten) von Kornél Mundruczó gehörte auch zu den Beiträgen des Festivals „Off Theater“. Er erzählt die Geschichte eines Hundes. Was wie ein Kinderfilm beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Horrortrip. Der Film wird oft als eine Parabel auf das heutige Ungarn beschrieben, war für den Oscar nominiert und gewann unter anderem den Preis „Un Certain Regard“ in Cannes.

Den Abschluss bildete Kristóf Kelemen und Bence György Pálinkás‘ Stück „Magyar akác“ (Ungarische Akazie). Das Stück dreht sich um die Robinie (oder „falsche Akazie“), die viele Ungarn als den „ungarischsten“ unter den ungarischen Bäumen sehen. Und das obwohl die Robinie aus Nordamerika stammt. Die eingewanderte Pflanze könnte also Symbol für eine offene Gesellschaft sein. Aus einem solchen Gedanken heraus entwickelten die Autoren ihr „post-faktisches Dokumentarstück“, eine Mischung aus Poetry-Slam und Installation, aus gesampeltem Dokumentartheater und postdramatischem Historienstück.

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