Vergangene Woche reisten Vertreter:innen des Teams Chemnitz 2025 und der Stadt Chemnitz in die finnischen Städte Tampere und Oulu. Tampere ist seit nunmehr 60 Jahren Chemnitzer Partnerstadt und war Kandidat für den Titel Kulturhauptstadt Europas (ECoC) 2026. Oulu gewann schließlich das Rennen für Finnland und steckt nun, genauso wie Chemnitz, mitten in den Vorbereitungen für das Europäische Kulturhauptstadtjahr. 

Offiziell begrüßt wurde die Delegation um Oberbürgermeister Sven Schulze in Tampere, wo anlässlich des Jubiläums der Städtepartnerschaft neben der Oberbürgermeisterin und dem Bürgermeister für Urbane Umwelt & Infrastruktur auch der deutsche Botschafter in Finnland, der deutsche Honorarkonsul von Tampere, der Vorsitzende des deutsch-finnischen Vereins, sowie die Leiterin des deutschen Kulturzentrums Tampere anwesend waren. 

Tampere ist nach Helsinki mit Espoo die nächstgrößere Stadt Finnlands und „Saunahauptstadt der Welt“, weil es hier im weltweiten Vergleich die meisten öffentlichen Saunen gibt. Tampere beherbergt auch ein wunderschönes Museum mit den weltbekannten Mumins-Figuren der finnlandschwedischen Schriftstellerin Tove Jansson. Was die Stadt auch optisch mit Chemnitz verbindet, ist das Industriekulturerbe, welches überall im Stadtzentrum sichtbar ist. 

Die Delegation wurde in die Stadtentwicklungspläne Tamperes, sowie das Folgeprojekt der ECoC-Bewerbung, “Operation Pirkanmaa” (bezugnehmend auf die Einbindung der Region Pirkanmaa) eingeweiht. Bei verschiedenen Treffen mit dem Bürgermeister für Bildung und Kultur, mit  Vertreter:innen des ECoC Bewerbungsteams und mit Kulturakteur:innen wurden die jeweiligen Vorhaben von Tampere und von Chemnitz 2025 präsentiert und sich über Kooperationsmöglichkeiten ausgetauscht.

Die Lecture-Performance “Garage der Autodidakten” von Benjamin Gruner aus Chemnitz und Polina Sonis aus St. Petersburg mit der Chemnitzer Band Baumarkt rundete das Treffen anlässlich des Jubiläums der Städtepartnerschaft ab.

Benjamin Gruner ist begeistert: „Nachdem wir die Künstlerin Elsi Sloan aus Tampere im Oktober zum POCHEN Symposium in Chemnitz begrüßen durften, war es toll, sie und viele andere Kreative nun vor Ort zu treffen und einen Einblick in die künstlerische Szene unserer Partnerstadt zu bekommen. Besonders gut hat mir ein Hobby gefallen, das Tüftler:innen und Garagen-Macher:innen von Chemnitz bis Tampere teilen: Kalsarikännit. Was bei uns in illegalen Schnapsbrennereien in Garagen passiert, hat in Finnland eine anerkannte Hobbybezeichnung und bedeutet soviel wie „sich in Unterhosen daheim alleine betrinken“. Neben den Entspannungsmoment steht Kalsarikännit vor allem für eine Zwanglosigkeit in der eigenen Freizeitgestaltung, die jeder unabhängig von Freunden oder anderen Möglichkeiten vornehmen kann. Like!“

Während Oberbürgermeister Sven Schulze wieder zurück nach Chemnitz reiste, ging es für die übrige Delegation weiter nach Oulu. Oulu ist die nördlichste Großstadt Europas und aufgrund seiner Lage vom steigenden Meerwasserspiegel bedroht. Diese Problematik greift die erfolgreiche ECoC-Bewerbung der Stadt mit dem Titel “Cultural Climate Change” auf, aber auch Themen wie Wegzug kreativer Talente und soziale Spannungen.

Nach einem Treffen im offiziellen Rahmen, zu welchem die Direktorin von Oulu 2026 das Programm vorstellte, durfte die Delegation das kulturelle Leben der Stadt kennenlernen. Der Rahmen spannte sich von der Organisation “Oulu Urban Boost”, die Perspektiven für junge Kreative schafft, über das etablierte „Lumo Light Festival“, das Stadtmuseum und das Comic Centre, bis hin zum „Day of Joy“, einer Initiative für Familien im Rahmen der UNICEF Children-friendly city.

Die vielen Gespräche mit Kulturakteuren und dem Oulu 2026 Team hinterließen auch in dieser Stadt die Aussicht auf regen Austausch in den kommenden Jahren. Zurück nach Helsinki ging es dann schließlich mit dem Nachtzug Joulupukin virallinen junayhtiö”, der offiziellen Eisenbahnlinie des Weihnachtsmanns.

Anne Kurzweg vom Team Chemnitz 2025 freut sich: “Es war eine sehr erfolgreiche Reise. Wir konnten ausgezeichnete Grundlagen für einen intensiven Austausch im Bereich Kultur, Stadt- und Regionalentwicklung schaffen. Das Bindeglied Kulturhauptstadt Europas ist ein wichtiger Ausgangspunkt für neue Kooperationen.”

Text: Anne Kurzweg, Caroline Witosseck
Fotos: Damien Chapuis,  Anne Kurzweg
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