Nimm Platz! Diese Aufforderung hatte zu Jahresbeginn immerhin 25 Ideen von Chemnitzerinnen und Chemnitzern für ihre Stadt hervorgebracht. 13 davon wären realistisch umsetzbar gewesen und zehn haben nach einer Online-Abstimmung auch das Preisgeld von 2025 Euro erhalten. Nun geht es für die Gewinner ans Umsetzen. Wir wollen in den kommenden Wochen die einzelnen Projekte etwas näher vorstellen – heute den Zietenpark.

Am Anfang war Müll. Viel Müll. Aber die Mitgliedern des Vereins für Solidarität, Demokratie und Bildung, kurz SDB e.V. wussten, wie viel Arbeit ihr Vorhaben mit sich bringen würde. Das Büro befindet sich nämlich gleich gegenüber – die kleine Baulücke an der Zietenstraße/Ecke Jakobstraße fällt ihnen also täglich ins Auge. Längst hatten sie beschlossen, dort wieder einen kleinen Open-Air-Treffpunkt zu erschaffen, da kam der Aufruf gerade richtig. „Nimm Platz! ist Anstiftung zu bürgerschaftlichem Engagement und der richtige Weg. Oft heißt es, die Stadtverwaltung müsste mal… Nee, die Stadt gehört den Bürgern und jeder muss mit anpacken, wenn ihm was nicht gefällt vor seiner Haustür. Die Stadtverwaltung sollte das unterstützen – finanziell und wo es nötig ist auch fachlich. So wie bei dieser Aktion“, sagt Mitinitiator Thomas Bossack.

Dass das funktionieren kann, haben Mitstreiter des SDB e.V. schon in mehreren Projekten bewiesen wie etwa am Knappteich im Yorckgebiet (www.knappteich.de). Und auch diesmal haben sich Anwohnerinnen und Anwohner mit eingebracht. „Wir haben in den umliegenden Häusern kleine Zettel angebracht und zum Arbeitseinsatz aufgerufen. Zusammen mit unseren Vereinsmitgliedern waren wir dann um die 15 Leute, die hier erstmal Müll beräumt, dann den Rasen gemäht und nochmal Müll abgetragen haben. Anschließend wurden Sitzgelegenheiten als Umrandung geschaffen und Abfalleimer eingegraben. So sieht es schon gepflegter aus. Im nächsten Frühjahr geht’s dann ans Pflanzen“, beschreibt Vereinsvorstand Oliver Treydel. Außerdem seien ein Wasser- und ein Stromanschluss geplant. Absprachen mit dem Eigentümer des angrenzenden Hauses habe es dazu schon gegeben. Und ein WLAN-Hotspot wäre freilich auch noch gut. So könnte diese Ecke dann mehr und mehr wieder zum Treffpunkt im Quartier werden. Zumal auch der Verein selbst in seinen Räumlichkeiten gerade Umbauarbeiten durchführt (Club und OpenOffice) – mit dem Freisitz vor der Tür könnte das dem Ehrenamtler-Dasein durchaus zuträglich sein. Und beim SDB e.V. gehen viele Ehrenamtler ein und aus. Als Trägerverein der Bürgerplattformen Mitte-Ost und West und Anlaufstelle für bürgerschaftliche Initiativen unterstützt der Verein allerhand Vorhaben, ob die regelmäßige Arbeit von Interessengruppen oder einmalige Projekte von Menschen aus dem Quartier. „Manche wollen vielleicht nur eine einzige Veranstaltung durchführen, für die können wir als Verein der administrative Background sein, damit sie Spenden einsammeln können, Fördergelder beantragen oder einen Versicherungsschutz genießen“, erklärt Oliver Treydel. Die kleinen Projekte sind es denn auch, die er auf dem Weg zur Kulturhauptstadt Europas für wichtig hält: „Die Mikroprojektförderung oder Nimm Platz gehen in die richtige Richtung. Es muss diese Förderprogramme geben für kleine, unkomplizierte Projekte. Wir müssen die Leute machen, auch mal scheitern lassen. Dann haben sie halt mal 200 Euro in den Sand gesetzt, na und? Beim nächsten Mal sind sie schlauer. Hauptsache ist doch, dass sie sich einbringen, was machen, mit ihren Ideen ernst genommen werden.“ Das werde Chemnitz letztlich voran bringen, das Engagement jedes Einzelnen. Beim Zietenpark hat das schon geklappt.

Foto: Ernesto Uhlmann

 

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