Gespräche und Besichtigungen von Einrichtungen in der Europäischen Kulturhauptstadt

Die Wissensreise einer Chemnitzer Delegation in die dänische Stadt Aarhus, die in diesem Jahr zusammen mit dem zypriotischen Paphos Europäische Kulturhauptstadt ist, hat für die Chemnitzer Bewerbung wichtige Erkenntnisse gebracht. Nach Dänemark gereist waren Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig, Stadträte, Kulturbetriebsleiter Ferenc Csák, der Generalintendant der Städtischen Theater Chemnitz, Dr. Christoph Dittrich, CWE-Geschäftsführer Sören Uhle, Egmont Elschner als Vorsitzender des Kulturbeirates und der Präsident der Industrie- und Handelskammer, Gunnar Bertram.

Vor allem die Diskussion mit dem Leiter des Aarhuser Kulturamtes, Ib Christensen, gab den Gästen aus Chemnitz interessante Einblicke in die Kulturstrategie der dänischen Stadt, in den Ablauf des Bewerbungsprozesses und auch in die Wirkungen, die der Titel Kulturhauptstadt mit sich bringt. Demnach legt die Stadt Aarhus das Thema Kultur in den Fokus der gesamten Stadtpolitik und Stadtentwicklung. Ib Christensen bezeichnete diese Fokussierung und die damit verbundene Überzeugungsarbeit als „harte Arbeit, die sich aber lohnt.“ Gerade im Prozess der Kulturhauptstadtbewerbung gelte es, „Kunst und Kultur in Einklang zu bringen mit gesellschaftlichen Herausforderungen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.“ Wichtig sei bei einer solchen Bewerbung auch der politische Konsens und die Einbindung der Region, ebenso wie das Thema Bürgerbeteiligung. „Kulturhauptstadt ist ein Projekt mit der Stadt und nicht nur für die Stadt“, so Christensen. Bereits jetzt stelle man fest, dass Aarhus eine ganz andere Wahrnehmung im Land und auch international erfahre – vor allem auch touristisch. Doch auch für die Stadt an sich hat sich die Bewerbung und der Titel ausgezahlt: „Wir haben so viel im Rahmen des Prozesses gelernt und entwickelt. Dieses Wissen bleibt in der Stadt und deren Bürgern auch nach 2017 erhalten.“

Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig, die sich ins Goldene Buch der Stadt Aarhus eintragen durfte, erklärt: „Die Reise nach Aarhus war für alle Beteiligten ein wichtiger Erkenntnisgewinn. Wir haben eine Stadt erlebt, die ganz ähnlich wie Chemnitz ist: Sie stand durch Kopenhagen immer im Schatten eines großen Nachbarn. Der Hafen, die Industrie und der Handel bilden Schwerpunkte und haben gleichzeitig einen Strukturwandel erlebt. Und Aarhus ist eine Universitätsstadt. Die Gespräche sowohl mit meinem Amtskollegen als auch mit Amtsleitern der Stadtverwaltung haben uns wertvolle Hinweise gebracht, wie der Bewerbungsprozess gestaltet werden sollte und welche Nachhaltigkeit ein solcher Titel haben wird. Der Besuch der Einrichtungen war ein weiterer Erkenntnisgewinn, denn wir haben damit gesehen, welchen Stellenwert Kultur in der Stadtentwicklung einnimmt.“

Kulturbetriebsleiter Ferenc Csák: „Die Stadt Aarhus hat gezeigt, welche enormen  Entwicklungspotentiale mit dem Bewerbungsprozess und anschließend mit dem Titel Kulturhauptstadt Europas mobilisiert werden können. Aufeinander abgestimmte Strategien quer durch die ganze Verwaltung, professionelles Management, eine breite Unterstützung des Prozesses im Stadtrat sowie die  Einbeziehung der Region und eine klare Budgetsetzung waren wichtige Zutaten des Erfolgsrezeptes. Dadurch ist Aarhus von einer bemerkenswerten Stadt in Europa zu einer europäischen Stadt im wahrsten Sinne des Wortes geworden. Damit ist mit dem Titel ein wichtiges Ziel erreicht worden.“

 Gunnar Bertram, Präsident der Industrie- und Handelskammer, Mitglied der Lenkungsgruppe und Teilnehmer der Reise nach Aarhus ergänzt: „Es war für mich spannend zu erfahren, dass die Kulturhauptstadtbewerbung der Stadt Aarhus auch Dank einer intensiven Einbindung der Region erfolgreich war. Diese Vernetzung ist auch für uns in Chemnitz eine gute und nachhaltige Chance für die Zukunft – Gehör und Bedeutung besteht im Miteinander von Stadt und Region. Hier kann die Chemnitzer Kulturhauptstadt-Bewerbung ein exzellenter Anknüpfungspunkt für alle sein.“

Die 14-köpfige Delegation aus Chemnitz weilte vom 17. bis 19. August in Aarhus. Auf dem Programm der Reise standen unter anderem eine Stadtrundfahrt, Besuche des Kulturzentrums „Godsbanen“, in dem auch das Kulturamt der Stadt seinen Sitz hat, des AROS Kunstmuseums sowie eine Führung durch das neu entstandene Multimediahaus Dokk1, in dem die Stadtbibliothek und das Kulturhauptstadtsekretariat untergebracht sind.

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