Von Expressionismus bis Graffiti: Bildende Kunst im Programm von Chemnitz 2025

Foto: Uriel Orlow: Forest Futurism © Johannes Richter

Ab Freitag, den 18. Juli  ist ein ehemaliges Braunkohlekraftwerk in Chemnitz Schauplatz des Kunstfestivals Begehungen. Die Ausstellung bespielt das 2024 stillgelegte Gelände von eins energie in sachsen bis zum 17. August mit 32 internationalen künstlerischen Positionen. Unter dem Titel Everything is Interaction nimmt das Kunstfestival Themen wie Ressourcenverbrauch, Artenverlust und Klimakrise in den Fokus. Gezeigt werden Arbeiten von Künstler:innen wie Lara Almarcegui, Olaf Nicolai, Henrike Naumann, Uriel Orlow, Ursula Biemann, Gregor Schneider, Paulo Tavares, Daniel Otero Torres, Günther und Loredana Selichar oder Hito Steyerl. Sie beschäftigen sich mit sozialen, ökologischen und ökonomischen Folgen der Umweltzerstörung, mit Gerechtigkeits- und Machtfragen sowie damit verbundenen gesellschaftlichen Diskursen. Gut ein Viertel der Arbeiten, wie beispielsweise die Windinstallation von Rikuo Ueda, sind ortsspezifisch im Rahmen von Residenzaufenthalten entstanden. 

Die Ausstellung wird durch ein Festivalprogramm mit Konzerten, Lesungen, Vorträgen und Performances ergänzt. Seit 2003 gibt es das Kunstfestival Begehungen in Chemnitz, das jährlich wechselnde Orte bespielt und in diesem Jahr zum Programm der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 gehört.

Das Programm der Kunstsammlungen Chemnitz im Kulturhauptstadtjahr

Die großen Ausstellungen der Kunstsammlungen Chemnitz haben einen wichtigen Platz im vielfältigen Kunstprogramm von Chemnitz 2025. Am 10. August eröffnet die Ausstellung Edvard Munch. Angst in den Kunstsammlungen am Theaterplatz. Bis dahin ist die erfolgreiche Schau European Realities, die sich in einem bisher einzigartigen Umfang den vielfältigen Realismusbewegungen der 1920er und 1930er widmet, noch im Museum Gunzenhauser zu sehen. Das Karl Schmidt-Rottluff Ensemble bestehend aus Landhaus und Wohnmühle der Familie des aus Chemnitz stammenden Künstlers, wurde als Stadtentwicklungsprojekt für Chemnitz 2025 saniert und im April als Museum eröffnet. Am 24. August feiern die Kunstsammlungen Chemnitz dort ein „Fest des Expressionismus“. Außerdem präsentieren die Kunstsammlungen während des Kulturhauptstadtjahres eine Ausstellung zur Künstlergruppe Clara Mosch (1977–1982) und der Galerie Oben, die sich dem offiziellen Kulturbetrieb der DDR entgegenstellten und Karl-Marx-Stadt zum Hotspot der alternativen Kunstszene entwickelten.

Urbane Kunst für Chemnitz 2025

Das Projekt Hallenkunst zeigt vom 28. August bis zum 21. September in der historischen Chemnitzer Markthalle vielfältige internationale künstlerische Positionen, die Inspiration aus Straßenkultur und Graffiti schöpfen – einer Bewegung, die „als Krisenphänomen geboren“ wurde und sich als Subkultur verbreitete, aber nie wirklich zu einem Kunstgenre wurde. Unter dem Titel ART IN TRANSIT AND BEYOND zielt das HALLENKUNST-Projekt darauf ab, den komplexen Einfluss von Graffiti und der Subway-Art-Bewegung auf die heutige Kunstwelt herauszuarbeiten. Denn diese Subkultur und ihre Protagonist:innen beeinflussen und vermischen seit über 40 Jahren die unterschiedlichen kreativen Ausdrucksformen wie Pop Art, Malerei, Fotografie, Illustration, Design, Musik oder Kunst im öffentlichen Raum. An der Gruppenausstellung sind mehr als 70 Künstler:innen aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Polen, der Tschechischen Republik, Dänemark und USA beteiligt, darunter beispielsweise Jasmin HERA Siddiqui, Samy Deluxe, Hendrik Beikirch, Jan Kalab, CMP ONE, Dondi, Futura2000, Lars Teichmann, Claudia MadC Walde uvm.
Bereits im Vorfeld sind im Public Mural Programme der Hallenkunst acht Fassaden und Flächen im öffentlichen Raum von Chemnitz mit freien Arbeiten von internationalen Künstler:innen entstanden und weithin sichtbar.

Als Festival für urbane Kunst bespielt die ibug2025  (kurz für Industrie-Brachen-Um-Gestaltung) an drei Wochenenden vom 22. August bis zum 7. September ein ehemaliges Krankenhaus in Chemnitz. Damit macht die ibug in ihrer 20. Ausgabe erneut ein Relikt sächsischer Industriekultur zur temporären Leinwand für Künstler:innen aus aller Welt. Ursprünglich als Presto-Werke errichtet und später von der Auto-Union AG als Zentrale genutzt, wurde das Areal nach dem Zweiten Weltkrieg in ein Krankenhaus umgewandelt. Das sogenannte „Krankenhaus Stadtpark“ wurde 1997 geschlossen und steht seitdem leer. Insgesamt sind 70 Künstler:innen, Duos und Kollektive aus 25 Ländern nach Chemnitz eingeladen, drei Gebäude und den Innenhof des ehemaligen Krankenhauses mit ihren Arbeiten als Festivalgelände zu gestalten. Das Spektrum der Kunst reicht von großflächigen Murals über Paste-Ups und Illustrationen bis zu Installationen und multimedialen Projekten.

Kunst in der Kulturhauptstadtregion

Parallel wächst in der Kulturhauptstadtregion eines der umfangreichsten und bleibenden Projekte für Chemnitz 2025: der Kunst- und Skulpturenweg PURPLE PATH. Mit den Arbeiten renommierter regionaler, nationaler und internationaler Künstler:innen entsteht eine einzigartige Ausstellung im ländlichen öffentlichen Raum die über etwa 400 Kilometer eine symbolische Verbindung schafft zwischen den 39 Kommunen der Kulturhauptstadtregion und Chemnitz. Kurator Alexander Ochs hat u.a. Werke von Alice Aycock, Tony Cragg, Leiko Ikemura, Olaf Holzapfel, Nevin Aladağ, Via Lewandowsky und Leunora Salihu in die Region geholt. Zum Abschluss des Kulturhauptstadtjahres wird auf dem Gelände einer ehemaligen Steinkohleförderanlage und jetzigen KohleWelt – Museum ein Lichtkunstwerk von James Turrell eröffnet.

Bis Ende November ist als temporäre Installation am Kunst- und Skulpturenweg PURPLE PATH Rebecca Horns Arbeit The Universe in a Pearl in der Hospitalkirche in Lößnitz zu sehen. 

Die in Kooperation mit Chemnitz 2025 stattfindende Ausstellung Sonnensucher! zu Kunst und Bergbau der Wismut in Zwickau wird aufgrund des großen Interesses bis zum 26. Oktober verlängert. 

Kulturhauptstadt Europas Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Freistaat Sachsen Kulturhauptstadt Europas

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes und durch Bundesmittel des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie durch Mittel der Stadt Chemnitz.