13 neue Mikroprojekte für Chemnitz und die Kulturhauptstadtregion

Foto: Anja Jurleit

Bis Anfang Mai 2023 konnten zum zwölften Mal Ideen für Mikroprojekte bei der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 GmbH eingereicht werden. Insgesamt 13 Ideen wurden von der Jury ausgewählt. Die Antragsteller:innen erhalten jeweils bis zu 3000 Euro Unterstützung für die Umsetzung der Projekte. Fünf der 13 Mikroprojekte sollen in der Europäischen Kulturregion stattfinden.

Allen Projekten ist es gemäß dem Kulturhaupstadt-Motto „C the Unseen“ gemein, Unsichtbares und Ungesehenes sichtbar zu machen und Orte des Dialogs und Miteinanders zu schaffen – in Form von Workshops, Ausstellungen, Theateraufführungen oder gemeinsamen Festen, auch über Grenzen hinweg.

Das Beteiligungsformat der Mikroprojekte richtet sich an Vereine, Initiativen und Einzelpersonen. Es wurde bereits 2017 von der Stadt Chemnitz initiiert, um wurde, um kreative Vorhaben in Chemnitz und der umliegenden Kulturregion zu unterstützen. Ziel ist die Realisierung guter Ideen, die Kreativität, den Dialog und Gemeinsinn sowie moderne Kompetenzen und Themen mit europäischer Dimension im urbanen und ländlichen Raum erlebbar machen. Außerdem sollen die Mikroprojekte bürgerschaftliches Engagement stärken.

Von Graffiti-Workshops, Theaterprojekten und europäischen Begegnungen – diese neuen Mikroprojekte werden umgesetzt:

Kultur(Güter)Bahnhof Bad Schlema

Dem Verfall des 1858 eröffneten Unteren Bahnhofes in Bad Schlema soll auf gesellschaftlicher Ebene nachhaltig entgegengewirkt werden, um eine Begegungs- und Wirkungsstätte zu etablieren. Der KGE e. V. macht es sich in diesem Zusammenhang zur Aufgabe, dieses Baudenkmal der Industrialisierung des Erzegbirges nutzbar zu machen, indem es einen Ort für die Stadtgesellschaft durch aktive Beteiligung insbesondere der jungen Bürger:innen entwickeln will. Dazu soll ein Ideenwettbewerb angestoßen, Künstler:innen und Kulturschaffende eingebunden und Inspiration von außen geholt werden, um einen Raum für ein offenes Miteinander zu schaffen.

Initiator:in/Antragsteller:in: KGE e. V.

Ort der Umsetzung: Bad Schlema, Unterer Bahnhof

Eine Puppe namens Hoffnung

Zwei Tage lang wird das ukrainische Puppentheater Lwiw (Lemberg) drei Aufführungen des Projektes „Die Puppe namens Hoffnung“ für Kinder und Erwachsene vorführen. Zentral thematisiert das Stück die Kriegssituation aus dem Inneren der Ukraine und will damit Hoffnung widerspiegeln, die selbst in den schwierigsten Momenten des Lebens nicht schwindet. Dabei vereint das Projekt Chemnitz mit der Stadt Lwiw, die 2025 Europäische Jugendhauptstadt sein wird. Neben dem Gefühl der Zuversicht ist es auch Ziel, die ukrainische Kultur dem deutschen Publikum näher zu bringen und die kulturelle Zusammenarbeit beider Länder zu fördern. Organisiert wird die zweitägige Tour, die während der interkulturellen Wochen im September 2023 stattfindet, vom Verein AG Ukraine-Chemnitz-Europa e. V. und richtet sich an alle Menschen ab drei Jahren.

Initiator:in/Antragsteller:in: AG Ukraine-Chemnitz-Europa e. V.

Ort der Umsetzung: Chemnitz, genauer Ort wird noch bekannt gegeben

Unsichtbare Mitte - am Rand von Europa

Der Human Aid Collective e. V. aus Chemnitz möchte mittels einer Fotografie-Ausstellung die Lebensumstände, denen geflüchtete Menschen an den europäsichen Außengrenzen ausgesetzt sind, sichtbar für die breite Stadtgesellschaft machen. Die Ausstellung soll voraussichtlich im Rahmen der im September 2023 stattfindenden interkulturellen Wochen stattfinden und zum Thema informieren, aufklären und sensibilisieren. Zusätzlich planen die Veranstalter:innen eine Lesung in einem leicht zugänglichen Ort, etwa einer Buchhandlung.

Initiator:in/Antragsteller:in: Human Aid Collective e. V.

Ort der Umsetzung: Chemnitz, genauer Ort wird noch bekannt gegeben

„WALL OF FEMME – Urban-Art-Mobil” – Streetart für jugendliche im ländlichen Raum und Chemnitz

Das soziokulturelle Projekt vom Arthur e. V. umfasst ein mobiles Graffiti- und Streetart-Angebot für Jugendliche ab 14 Jahren in Chemnitz und dem ländlichen Raum und richtet seinen Fokus insbesondere auf Mädchen, FLINTA-Personen und Jugendliche mit Migrationsbiografie. Ziel ist es, einen Beitrag zur niederschwelligen Kulturvermittlung zu leisten und ohne große Vorkenntnisse ins künstlerische Gestalten zu kommen. Das mobile System ermöglicht es, dass alle benötigten Materialien in einem PKW-Anhäger, der für die gesamte Workshop-Zeit am jeweiligen Ort verbleibt, verstaut werden können. Das ermöglicht, dass die Jugendlichen im Anschluss auch selbstständig noch (mal) aktiv werden können. Auch die Etablierung eines lokalen Graffiti-Events in Gemeinden um Chemnitz herum ist denkbar. Die Workshops sollen ein bis drei Tage andauern und vier bis sechsmal in 2023 stattfinden. Außerdem wird diese Zeit genutzt, um den künstlerischen Austausch nach Tschechien und Österreich zu intensivieren.

Initiator:in/Antragsteller:in: Arthur e. V.

Ort der Umsetzung: Chemnitz und Umgebung, genaue Orte werden noch bekannt gegeben

Kultur verbindet Menschen

Im Hause der Neuen Arbeit Chemnitz e. V. sind von der Stadtteilband bis zur Deutsch-Britischen-Gesellschaft e. V. vielfältige Vereine und Kulturteams vereint. Das ebenso ansässige Hobby-Autoren-Team erarbeitet ab Juni 2023 ein Gedicht zum Thema „Kultur verbindet Menschen“, das in verschiedene Sprachen übersetzt werden soll. Des Weiteren soll dazu noch eine Anthologie geschaffen werden. Im Herbst 2023 sollen erste Kostproben des Geschaffenen in kleineren Lesungen präsentiert werden, bevor das Gedicht unter Mitwirkung der Stadtteilband auch vertront werden soll. Die Zusammenarbeit gipfelt dann im Jahr 2024 in einem musikalisch-literarischem Programm, das im Kulturhauptstadtjahr 2025 mehrfach öffentlich aufgeführt werden soll.

Initiator:in/Antragsteller:in: Neue Arbeit Chemnitz e. V.

Sport und ein gesunder Lebensstil können auch Spaß machen! Ein Workshop-Tag für deutsche und tschechische Jugendliche

Im September 2023 soll im Kinder- und Jugendzentrum Punkt West in Chemnitz ein grenzüberschreitender Workshop-Tag stattfinden, bei dem sich etwa 40 deutsche und tschechische Jugendliche Kompetenzen in verschiedenen Kategorien, etwa „Gesundes Essen selbst gemacht“ oder „Basketball“ aneignen können. Der Verein Miteinander statt Gegeneinander e. V. möchte junge Erwachsene damit für das gelebte Miteinander in Europa sensibilisieren. Unterstützt wird der Verein dabei von der in Chomutov lebenden Kochkünstlerin Anna Jencova, einer Dolmetscherin und dem tschechischen Verein Kultura Europe bez Hranice aus Chomutov.

Initiator:in/Antragsteller:in: Miteinander statt Gegeneinander e. V.

Ort der Umsetzung: Chemnitz, Ortsteil Siegmar/Kinder- und Jugendzentrum Punkt West

Fritz Menzer und die geheimen Maschinen der Wanderer-Werke

Was hat Chemnitz mit dem Kommunikationsgerät Enigma zu tun? Wonach suchten alliierte Truppen 1945 in den Wanderer-Werken und welche Rolle spielt Fritz Menzer? In der Zeit des Nationalsozialismus entstand in den Wanderer-Werken eine Vielzahl von Kommunikationsgeräten durch den sächsischen Erfinder Fritz Menzer, die alle das Ziel verfolgten, die berühmte Enigma zu ersetzen. Während sein Leben einige Fragen aufwirft, gilt es, auch die Rolle der Wanderer-Werke aufgrund der Einbeziehung von Zwangsarbeiter:innen aus dem ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz aufzuarbeiten. Im Mikroprojekt werden historische Fakten und Zusammenhänge, welche im Rahmen von Recherchen mit dem Deutschen Museum in München sowie weiteren Partnern bereits erarbeitet worden sind, in einem Diskussionsabend mit Film-Screening vermittelt. Ebenso ist eine Informationstafel im Bereich der ehemaligen Wanderer-Werke geplant.

Initiator:in/Antragsteller:in: Antragsteller ist Robert Jahn (libellulafilm I documentary & more)

Ort der Umsetzung: wird noch bekannt gegeben

In process…

Seit der Schließung des Jugendzentrums von einigen Jahren gibt es in Lichtenstein/Sa. kaum noch Möglichkeiten für junge Menschen, Freizeitangebote außerhalb von Vereinsstrukturen oder schulischen Angebote in Anspruch zu nehmen. Das Projekt soll dabei helfen, junge Lichtensteiner:innen zu aktivieren und gleichzeitig den Standort hinsichtlich steigender Abwanderung in Großstädte attraktiver zu gestalten. Das Kultur.Palais.Lichtenstein möchte sich dort in den kommenden Jahren als kulturelles Zentrum etablieren und nutzt das Mikroprojekt „in process …“ als ein erstes Angebot an die Jugendlichen.  Mit Unterstützung von Rene Lämmel und Tino Beck gestalten sie die Fassade des Gebäudes neu. Die 2 x 3 Meter große Fläche wird zu drei Terminen à drei Stunden mit Graffiti und anderen Formen urbaner Gestaltung bearbeitet. Inhaltlich sind die Termine in (Kennen-)Lernen, Ideenfindung und und Umsetzung untergliedert. Im Vordergrund steht dabei der Austausch einer heterogenen Gruppe, aber auch der Wechsel der Gestaltung und die damit verbundene Nachhaltigkeit stehen im Fokus.

Initiator:in/Antragsteller:in: Kultur.Palais.Lichtenstein, Stadt Lichtenstein/Sa.

Ort der Umsetzung: Lichtenstein/Sa., Kultur.Palais.Lichtenstein

Ein Tag in der Chemnitzer Zeitmaschine – aus Perspektive der Skateboardszene

Das Skateteam „BLANK TEAM“ feiert 20-jähriges Bestehen und möchte die Chemnitzer:innen an ihrer Szenekultur teilhaben lassen. Dafür wollen sie eine tagesfüllende Veranstaltung organisieren, die in drei Teile gegliedert ist: Zunächst plant das BLANK TEAM eine Vernissage des Chemnitzer Malers „MeistärEDER“, der selbst Teil des Teams ist und Werke zum Thema der Chemnitzer Skateszene sowie deren Schnittmengen mit weiteren Subkulturen behandelt. Der zweite Teil soll die generationsübergreifende Vernetzung der Skater:innen fördern – und zwar in Form einer Skate-Jamsession, bei der u.a. leere Plätze wieder belebt werden sollen. Zuletzt soll eine Videopremiere stattfinden, bei der Clips von örtlich ansässigen Skater:innen der letzten 20 Jahre gezeigt werden. So soll ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt werden, das den Austausch und die Vernetzung in der Szene und außerhalb weiter fördert.

Initiator:in/Antragsteller:in: Skateteam „BLANK TEAM“

Ort der Umsetzung: Chemnitz, genauer Ort wird noch bekannt gegeben

Farben hören? Musik sehen? – Eine Untertage-KlangKunst-Präsentation von Peter Piek

Das Besucherbergwerk „Zinngrube Ehrenfriedersdorf“ wird in Zusammenarbeit mit dem in Chemnitz geborenen und international erfolgreichen Künstler Peter Piek vsl. im Herbst 2023 neuartig erlebbar gemacht. In seinem spektakulären und speziellen Werk verwandelt er die Architektur des Raumes unter Tage in einen Klangkörper, der durch Grafiken und Malereien, die die Kommunikation zwischen Farben und Tönen widerspiegeln, ergänzt wird. Somit entsteht ein einzigartiger Resonanzraum, in dem auch die Besuchenden zum Kunstwerk werden, indem deren Bewegungen Einfluss auf die Installation nehmen. Durch die räumliche Nähe des Besucherbergwerkes ist im Anschluss auch eine Besichtigung der Bronze-Skulpturen „Wildschweine“ von Carl Emanuel Wolf am Kunst- und Skulpturenweg PURPLE PATH, sowie ein Besuch der Sonderausstellung „Ehrenfriedersdorfer Bergbau im Spiegel der Kunst“ über Tage möglich.

Initiator:in/Antragsteller:in: Stadt Ehrenfriedersdorf

Ort der Umsetzung: Ehrenfriedersdorf, Zinngrube

Paint that wall!

Chemnitz soll bunter werden – am besten in Verbindung mit einem künstlerisch wertvollen Anziehungs- und Begegnungsort an einem (industrie-)kulturellem Standort. Der Parkplatz am ehemaligen Chemnitzer Gerätewerk im Stadtteil Altendorf bietet durch den Rückbau einiger Gebäudeteile den perfekten Raum. Eine etwa 34 x 4,5 Meter große Wand soll Grafittikünstler:innen zur Verfügung gestellt werden, damit diese ein großflächiges Kungstwerk zum Kulturhauptstadtjahr erschaffen können. Die Werbeagentur Revolte liefert hierfür Bildideen, die Online zur Abstimmung bereitgestellt werden. So soll die Stadtgesellschaft in den Kreativprozess involviert werden. Ebenso können sich interessierte Bürger:innen unter Anleitung der Profis selbst am Kunstwerk beteiligen, sobald es an die Umsetzung geht.

Initiator:in/Antragsteller:in: Revolte GmbH

Ort der Umsetzung: Chemnitz, Ortsteil Altendorf/Chemnitzer Gerätewerk

Hallo liebe Nachbarn – ein kultureller Tag der Begegnung von Menschen aus Rübenau und Kalek

Das Projekt möchte Menschen aus Rübenau, ein Ortsteil von Marienberg, und dem in Tschechien gelegenen Nachbarort Kalek verbinden. Hierzu wird im September 2023 das Grundstück des in Rübenau ansässigen Landhandels Regina Hänel genutzt, um erzgebirgisches Kunsthandwerk zu präsentieren und Ponyreiten durch die Ponyranch Kalek anzubieten. Weiterhin stellt „Terraher(t)z“ aus Rübenau ihre Kunstwerke aus Orgonit zur Schau und auch der tschechische Holzschnitt-Künstler Miroslac Adamek wird gemeinsam mit seinem Kollegen Jaroslav Koděra zeigen, wie man Kunstwerke aus Holz herstellt. Neben erzgebirgischer Rostbratwurst erwartet die Besucher:innen tschechische Gulaschsuppe, erzgebirgische und tschechische Musik.

Initiator:in/Antragsteller:in: Kultur & Natur Erzgebirge e.V. / Ronny Kienert

Ort der Umsetzung: Marienberg OT Rübenau, Landhandel Regina Hänel

In diesem Land … Chemnitz 1923

Das musikalische Theaterprojekt „OPUS45“ des Vereins Netzwerk für Demokratie und Courage e. V. macht am 21. Oktober 2023 Halt in Chemnitz und wird das Stück „In diesem Land … das Krisenjahr 1923“ aufführen. Dabei wird ein Bläserquintett Stücke aus dem Jahr 1923 spielen zu literarischen Texten und Presseartikeln desselben Jahres, die der Schauspieler Roman Knizka vorträgt. In einem vorgelagerten Workshop mit Theaterpädagog:innen sollen Parallelen der Jahre 1923 und 2023 eruiert werden, um mit Chemnitzer:innen in Dialog bezüglich der Situation in der Stadt und der allgemeinen Demokratiegefährdung zu kommen. Dadurch soll eine offene Grundlage für das Kulturhauptstadtjahr geschaffen werden. Die Organisation in Chemnitz übernimmt die Regionalkoordination "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" Chemnitz.

Initiator:in/Antragsteller:in: Regionalkoordination "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" Chemnitz, Netzwerk für Demokratie und Courage e. V.

Ort der Umsetzung: Chemnitz, genauer Ort wird noch bekannt gegeben

Kulturhauptstadt Europas Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Freistaat Sachsen Kulturhauptstadt Europas

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes und durch Bundesmittel der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie durch Mittel der Stadt Chemnitz.