Monitoring-Bericht von EU-Expert:innen begrüßt deutliche Fortschritte im Arbeitsprozess der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025: Das Expertengremium der Europäischen Kommission hat am 4. Juli 2023 seinen Bericht zum zweiten Monitoring für die Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 veröffentlicht.
Die europäischen Expert:innen lobten darin den deutlichen Fortschritt, den die Stadt seit dem ersten Bericht im Herbst 2021 gemacht hat. Das Gespräch und der Austausch mit dem Gremium am 23. Mai war ein wichtiger Moment der Reflexion über den Kulturhauptstadt-Prozess in Chemnitz und ein wertvoller Blick von außen. Die Anmerkungen und Empfehlungen, die der Report enthält, sind Grundlage für die weitere Arbeit.
Oberbürgermeister Sven Schulze: „Der vorliegende Report der EU-Experten honoriert den Einsatz der vergangenen Monate: Die notwendigen Strukturen wurden weiter aufgebaut, Akteure und Partner hinzugezogen und vor allem die Arbeit am Programm weiter vertieft. Nun beginnt die heiße Phase der Vorbereitungen. Ich vertraue darauf, dass es gemeinsam – Stadt Chemnitz, Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 GmbH und die vielen weiteren beteiligten Partner – gelingt, das Titeljahr 2025 zu einem großen Erfolg zu machen und dass Chemnitz und die Region Europa in all seinen Facetten erstklassig präsentieren wird.“
Drei EU-Monitoring-Berichte begleiten den Kulturhauptstadt-Prozess. Der erste Bericht erfolgte im Herbst 2021. Einen abschließenden dritten Bericht muss Chemnitz im Herbst 2024 vorlegen.
Empfehlungen des Expertengremiums – Weitere Schritte im Prozess:
Das Expertengremium hat den Bericht mit Anmerkungen und Empfehlungen versehen, die aus dem Monitoring-Gespräch am 23. Mai hervorgegangen sind. Oberbürgermeister Sven Schulze und Andrea Pier, Co-Geschäftsführerin der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 GmbH, haben sich dazu geäußert und das weitere Vorgehen im Prozess dabei beschrieben.
- Empfehlung 1: „Es besteht die Notwendigkeit, einen festen und strukturierten Projektmanagement-Ansatz sicherzustellen, der durch sorgfältige Überwachung und Fortschrittskontrolle unterstützt wird, um die Ergebnisse und Lieferungen fristgerecht voranzutreiben. Dies wird weiterhin durch eine klare Projektausrichtung sowie Meilensteine erreicht. Für wichtige Positionen sollte eine formale Projektmanagement-Schulung in Betracht gezogen werden.“ Die Vorbereitung kommt jetzt in die finale und wichtigste Phase. Dementsprechend wurde ein Koordinierungsstab in der Stadt Chemnitz eingerichtet, in dem mittels eines Projekt-Management-Tools der Stand der Vorbereitungen sichtbar ist. Auch in der GmbH wird ein Projekt-Management aufgesetzt, um die jeweiligen Stände leichter zu erkennen.
- Empfehlung 2: „Es besteht die Notwendigkeit, die Entwicklung und Erforschung des Erbes von Chemnitz2025 fortzusetzen, nicht nur für die Stadt selbst, sondern auch für ganz Europa – den Mehrwert der ECoC-Marke (Europäische Kulturhauptstadt) und die gewonnenen Erkenntnisse für andere Städte und Regionen in ganz Europa.“ Oberbürgermeister Sven Schulze: „Ich begrüße es sehr, dass die Kommission genauso wie wir Wert darauflegt, dass die Legacy, also das Erbe der Kulturhauptstadt, zunehmend sichtbar wird. Bis zum Ende dieses Jahres werden wir dazu aufzeigen, wie der Kulturhauptstadt-Prozess nicht nur in Chemnitz und der Region, sondern auch in Bezug auf Europa nachwirken wird und dauerhaft spürbar bleibt.“ Das Nachwirken des Kulturhauptstadt-Titels ist jedoch keine „Wunschliste“ für neue Projekte, sondern soll aufzeigen, welche Projekte und Orte nach dem eigentlichen Titeljahr 2025 für die Entwicklung von Chemnitz, der Region und der jeweiligen Gesellschaften stehen. Ein Beispiel für die Nachwirkungen ist das Programm „Junge Kulturhauptstadt“, für das die Stadt Chemnitz vom Bundesministerium für Kultur und Medien knapp 7 Millionen Euro Förderung bis 2029 erhalten hat. Weitere Projekte stehen kurz vor dem Abschluss.
- Empfehlung 3: „Das Gremium erkennt an, dass in dieser Phase des ECoC-Projekts das Motto „weniger ist mehr“ gilt, da der Fokus auf die Umsetzung wichtig ist, besteht jedoch darauf, dass gleichzeitig hohe Ambitionen aufrechterhalten werden, die im Bewerbungsdossier zum Ausdruck kam und zur Auswahl von Chemnitz als ECoC 2025 führten.“ Co-Geschäftsführerin Andrea Pier: „Die GmbH wird weiter mit voller Energie daran arbeiten, die Ideen aus dem Bidbook mit der Stadtgesellschaft und ihren Partner:innen umzusetzen. Dass sich das ein oder andere Projekt verändert (wie mit der Neuausrichtung des Flagship-Projekts „We Parapom“ geschehen) oder mit anderen Projekten zusammengeht, ist ein ganz normaler Prozess. Aktuell laufen Ausschreibungen für neue Projekte. Außerdem wurden und werden verschiedene Anträge für zusätzliche Projekt-Drittmittel zusammen mit den Partner:innen gestellt, um die Umsetzung der Projekte auch finanziell bestmöglich auszustatten. Wichtig ist uns im gesamten Projektentwicklungsprozess, die Partner:innen transparent und offen mitzunehmen.“
- Empfehlung 4: „Das Gremium empfiehlt ein sorgfältigeres Erwartungsmanagement bei allen beteiligten Interessengruppen und Zielgruppen. Um dies zu ermöglichen, ist eine effektive Kommunikation von größter Bedeutung.“ Dass die Kommunikation ausgebaut werden muss, wurde in den vergangenen Monaten als Optimierungsfeld erkannt und es wird intensiv daran gearbeitet. Auch der Austausch mit den Bidbook-Partner:innen und anderen Akteur:innen in der Stadt und der Region soll in den kommenden Monaten noch weiter intensiviert werden. In diesen Bereichen ist auch eine personelle Verstärkung vorgesehen. Eine detaillierte Kommunikationsstrategie für die kommenden Jahre bis ins Jahr 2026 hinein wird aktuell erarbeitet.
- Empfehlung 5 und 6: „Das Gremium betont erneut die Notwendigkeit, die europäische Dimension während der Gestaltung, Planung und Umsetzung zu stärken. Obwohl das Gremium die im Rahmen der Präsentation und Diskussionen erwähnten Grenzen einiger der anfänglichen Konzepte im Bidbook anerkennt (z. B. die stille Mitte), betont es die Bedeutung der Umsetzung dieser interessanten Konzepte durch Programm- und Kommunikationsaktivitäten auf intelligente und kreative Weise.“ Die europäische Dimension der Bewerbung ist eine der Kernbotschaften des Bidbook. Die GmbH arbeitet daran in vielen Projekten und wird auch dies in den kommenden Monaten klarer herausarbeiten und dann auch entsprechend kommunizieren. Aktuell läuft eine Ausschreibung für grenzüberschreitende Projekte zwischen Polen, Tschechien und Deutschland. Viele der bereits in diesem Jahr aktiven Bidbook-Partner:innen internationalisieren sich zunehmend, wie beispielsweise das Mitmachfestival Makers United oder das Kunstfestival Begehungen. Es gibt bereits jetzt viele Zusammenarbeiten mit internationalen Künstler:innen und Macher:innen. Im Juni hat die GmbH im Rahmen des Flagships Europäische Werkstatt für Kultur und Demokratie eine Diskursreihe mit dem Titel „Was kann Kulturhauptstadt in Chemnitz?“ gestartet, die Menschen dazu einlädt, über das Potenzial des Kulturhauptstadt-Titels gemeinsam zu diskutieren. Die Empfehlung der Kommission wird als Fingerzeig gewertet, neben der Einbindung lokaler Akteur:innen die internationale Dimension nicht aus den Augen zu verlieren.