Freiwilligenbericht: Wo einst Flugzeuge starteten und landeten

Foto: Kristina Köhler

Kristina wohnt in Neukirchen im Erzgebirge. Die frühere Archivarin und Fallmanagerin ist als Volunteer für Chemnitz 2025 auf zahlreichen Veranstaltungen unterwegs. Außerdem schreibt sie sehr gern: Daher kam auch ihr die Idee, die Erfahrungen der Volunteers zu sammeln - der Startschuss für die Freiwilligenredaktion.

Bei fast stürmischem Wetter wie am 15. Juni 2024, dem Tag des Ikarusfestes, wären nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem ehemaligen Flugplatz an der Stollberger Straße wohl keine Segelflugzeuge gestartet oder gelandet. 

Dem Fest nahe der Empfangshalle des Flugplatzes, genannt IKARUS – heute ist das Gebäude Teil des Einkaufszentrums – konnte das wechselhafte Wetter nichts anhaben. Am Nachmittag blieb der Regen aus. Die Sonne schien bis zum Abend.   

Die idealen Wetterbedingungen nahmen die Ehrenamtler rund um den Stadtteilmanager Herrn Rosner wahrscheinlich gern als Belohnung für ihr Engagement.

Bewohnerin des Heckert-Gebietes war ich im damaligen Baugebiet IV bzw. VII über mehrere Jahre.  Ortskundige Leser wissen – das ist die Ortslage Markersdorf. Erst mit dem Fortschreiten der Baumaßnahmen, die 1974 begonnen hatten, wurden nach und nach Straßennamen vergeben.

Ging es um das Flughafengelände, wusste aber jeder Einheimische sofort, welches Gebiet gemeint war.

Den Festplatz inmitten der Straße Usti nad Labem sowie der Dr. Salvador-Allende-Straße hatte ich vorher bisher nicht gesehen. Die riesig anmutende Wiese wird von mehrgeschossigen Wohnblöcken umrahmt. Zusammen mit Bäumen, Parkbänken und Spielplätzen wirkt der Platz fast wie ein Park. Ideale Bedingungen also, um ein Fest zu organisieren. 

Rings um die Wiese bildeten Stände und Pavillons eine Art Kreis. 

Scheinbar alle Vereine, Initiativen und Mitmachaktionen waren vertreten: AWO, Rotes Kreuz mit Rettungshunden, der Kindergarten Glückskäfer, ein mobiler Kinderproberaum, Hüpfburg und so viel mehr.

Die GGG und die WCH verpassten diese Gelegenheit nicht, um neue Mieter zu gewinnen. Ein Bestattungsinstitut verteilte wunderschöne frische gelbe Rosen an alle weiblichen Besucher. Ein wenig ungewöhnlich war das schon. Aber der guten Laune tat das keinen Abbruch. Warum auch. 

Wir Volunteers beteiligten uns gut gelaunt und zusammen mit Malu Kunze von der gGmbH mit einem Pavillon, 1 Tisch und zwei Bänken am Geschehen. Kindern boten wir die Möglichkeit, Armbänder aus kleinen Perlen zu basteln. Dieses Angebot kam sehr gut an. Der Tisch war von Beginn an stark umlagert. Den auf der Tischplatte angeklebten Prospekten und Flyern konnte der Wind zwar nichts anhaben, aber zu sehen waren diese trotzdem nicht. Der ganze Tisch war voll von Bastelmaterial. Hella und zwei junge ukrainische Volunteers widmeten sich mit Eifer den Kindern und ihren Halsketten. Stolz zeigten die Kleinen ihren Eltern oder Großeltern die Bastelergebnisse. Neugierig steuerten sie auf den nächsten Stand zu. Im Basteln absolut talentfrei schnappte ich mir ein paar Flyer und versuchte, den einen oder anderen Besucher – wie ich immer sage – „in ein Gespräch zu verwickeln“. Das Interesse der Besucher hielt sich in Grenzen. Man stellte kaum Fragen. Eine Gruppe Jugendlicher hörte mir höflich zu, nahm ein paar Flyer, ohne kaum etwas zu sagen. Das vieldeutige Lächeln der jungen Besucher ließ mich nur vermuten, was in ihren Köpfen vorging. „Ich hätte dranbleiben müssen“, sagte ich mir. „Wo liegt die Grenze zwischen guter Kommunikation und nervigem Gelaber?“, war mein zweiter Gedanke. Ich zog weiter durchs Gelände. Interesse am Freiwilligenprogramm war hier und da zu spüren. Eine Gesprächspartnerin ließ mich mit einem „vielleicht“ zurück. „Ich werde es mir überlegen.“ So ihr Fazit am Ende unseres Gesprächs. Ich hoffe sehr, dass ich ihr bei einem der nächsten Einsätze als Volunteer begegnen werde. Die passende Ausstrahlung hat sie auf jeden Fall. Sehr sympathisch.

Das liebevoll vom Veranstalter zusammengestellte Programm konnten wir von unserem Stand aus nur bruchstückhaft wahrnehmen. Bei meinem Rundgang über das Gelände verweilte ich hin und wieder vor der Bühne. Das vorwiegend musikalische, durchaus anspruchsvolle Programm zog die Menschen an. Man stand entweder unmittelbar vor der Bühne oder schaute, während man sich Kaffee, Kuchen, Bier oder Rauchwurst und Steaks schmecken ließ, zu.

Das Fest kann durchaus als Erfolg verbucht werden. Dem „Stadtteilkurier Chemnitz Süd“ ist zu entnehmen, dass dieses Event als Auftakt für Feierlichkeiten zu „50 Jahre Heckertgebiet“ zu werten ist. Im August 2024 wird das Dach des Vita-Centers zum Festzentrum für dieses Jubiläum umfunktioniert werden. Man darf gespannt sein. Ach ja, da wir gerade bei der Historie sind – noch ein kleiner Blick auf den ehemaligen Flughafen.  

Der Chemnitzer Flughafen entstand in den Jahren 1925/26 an der heutigen Stollberger Straße. Vor dem Zweiten Weltkrieg war er z. B. Zwischenstopp der Linie DresdenNürnberg. Die Städte Leipzig und Prag, zeitweise auch die Badeorte Karlsbad und Marienbad, wurden angeflogen. Nach dem Krieg zunächst als Landeplatz für Segelflugzeuge und Fallschirmspringer genutzt, wurde die Landebahn 1974 für den Bau des „Fritz-Heckert-Gebiets“ eingezogen. 

 

 

 

 

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