Kulturhauptstadtjahr in Nova Gorica/Gorizia eröffnet

Foto: Lukas Carlevaris

Am 8. Februar  wurde das Kulturhauptstadtjahr in den slowenisch-italienischen Grenzstädten Nova Gorica und Gorizia eröffnet. Zusammen mit Chemnitz tragen  sie in diesem Jahr den Titel Kulturhauptstadt Europas. Erstmals in der Geschichte teilen sich zwei Städte aus unterschiedlichen Ländern den Titel Europäische Kulturhauptstadt. Eine Delegation aus Chemnitz begleitete drei Wochen nach dem Start des Kulturhauptstadtjahres  Deutschland die Eröffnung in der Partnerkulturhauptstadt.  Oberbürgermeister Sven Schulze, Kulturbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky, sowie die Geschäftsführung der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 gGmbH, Andrea Pier und Stefan Schmidtke, nahmen an den Feierlichkeiten teil. 
Die Hauptzeremonie mit Ansprachen hochrangiger politischer Gäste, darunter die slowenische Präsidentin Nataša Pirc Musar und der italienische Präsident Sergio Mattarella, fand auf dem Europaplatz statt, der sich auf dem Gebiet beider Länder befindet. Dabei verlieh EU-Kommissar Glenn Micallef den mit 1,5 Mio. Euro dotierten Melina-Mercouri-Preis an Nova Gorica – Gorizia, so wie bereits am 18. Januar in Chemnitz. 

Symbolische Wiedervereinigung mit grenzenloser Parade

Der erste Teil der Eröffnung begann bereits am Morgen mit einer grenzüberschreitenden Parade bestehend aus 1.400 Teilnehmern aus lokalen Vereinen, slowenischen Organisationen aus Italien und Gästen aus Partnerstädten sowie Ansprachen der beiden Bürgermeister Samo Turel (Nova Gorica) und Rodolfo Ziberna (Gorizia).  Auf dem Platz vor dem Rathaus und dem Slowenischen Nationaltheater von Nova Gorica erreichte der Tag seinen künstlerischen Höhepunkt – die große Eröffnungsshow. Kulturelle Darbietungen und Projektionen auf den Fassaden der umliegenden Gebäude schufen eine einzigartige Atmosphäre. Auch der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze war mit einer Videobotschaft in die Inszenierung eingebunden.

Die beiden Europäischen Kulturhauptstädte des Jahres 2025 unterscheiden sich deutlich in ihrer Größe: Während Chemnitz rund 250.000 Einwohner zählt, leben in Nova Gorica und Gorizia zusammen etwa 47.000 Menschen. Matej Arčon, der stellvertretende Ministerpräsident betonte, dass er nie befürchtet habe, Nova Gorica und Gorizia könnten zu klein oder zu schwach sein, um Europäische Kulturhauptstadt zu werden. „Dank der Menschen – dank euch, werden diese beiden Städte immer groß sein. Zugegeben, wir waren bei dieser Entscheidung mutig, aber das Glück ist mit den Mutigen“, sagte er.

Geteilte Stadt – Gemeinsame Geschichte

Unter dem Slogan GO! Borderless nimmt die Europäische Kulturhauptstadt Bezug auf ihre bewegte Geschichte. 1947 wurde Gorizia nach dem Zweiten Weltkrieg buchstäblich in zwei Hälften geteilt: Die eine Seite fiel an Italien, das den Krieg verloren hatte, die andere an Jugoslawien, eines der Siegermächte. Häuser, Straßen, Stallungen und sogar ein Friedhof wurden durch den Pariser Vertrag zerschnitten. Nach diesen Vereinbarungen entstand die Stadt Nova Gorica, und die Grenze blieb für lange Zeit eine streng bewachte Trennlinie mitten im Herzen der Stadt. Und so unterscheidet sich auch das Stadtbild: auf italienischer Site das historisch geprägte, erstmals im Jahr 1001 in historischen Quellen erwähnte Gorizia, auf slowenischer Seite ein modernistisches Stadtprojekt des Architekten Edvard Ravnikar, eines Schülers von Le Corbusier. Trotz der Teilung waren beide Städte in der Zeit des Eisernen Vorhangs nicht völlig voneinander abgeschnitten: Passagierscheine ermöglichten den regelmäßigen Grenzübertritt, wurden aber auch für reges Schmuggeln genutzt. Diese Erinnerungen sind bei vielen Einheimischen noch lebendig und können von Besuchern der Kulturhauptstadt bei Schmugglertouren entlang der Grenze nacherlebt werden.

Programm ohne Grenzen

Die Europäische Kulturhauptstadt Nova Gorica – Gorizia lädt im Jahr 2025 zu Tausenden von Initiativen, Konzerten, Theateraufführungen, Filmvorführungen, Tanzveranstaltungen und Ausstellungen ein. Eine davon ist „Andy Warhol. Beyond Borders“, die noch bis 4. Mai im Palazzo Attems Petzenstein in Gorizia zu sehen ist. Mit 180 Werken zeichnet die Schau die künstlerische Laufbahn und das Leben des berühmten amerikanischen Künstlers nach. Ikonische Werke wie die Campbell’s Soup, die Flowers-Serie und die Marilyn-Porträts, aber auch Darstellungen berühmter Persönlichkeiten wie Jackie Kennedy, Muhammad Ali, Grace Kelly sowie popkulturelle Figuren wie Superman und Mickey Mouse zeigen Warhols Fähigkeit, Massenkultur in zeitlose Ikonen zu verwandeln.

Das Programm der Europäischen Kulturhauptstadt 2025 ist ein eindrucksvolles Beispiel für grenzüberschreitende Zusammenarbeit und zeigt, wie Kunst und Kultur Brücken zwischen Menschen und Städten schlagen können.  Das gilt auch für die enge Verbindung zwischen den europäischen  Kulturhauptstädten  2025 Chemnitz und Nova Gorica/Gorizia. Ein zentrales gemeinsames Projekt ist die Konferenz „40 Jahre Kulturhauptstadt Europas“, die Chemnitz gemeinsam mit Nova Gorica/Gorizia ausrichtet. Dabei reflektieren frühere, aktuelle und zukünftige Kulturhauptstädte über die Entwicklung des Programms. Zudem soll das White Paper „40 Empfehlungen aus 40 Jahren ECoC“ mit Impulsen für künftige Kulturhauptstädte präsentiert werden. Darüber hinaus setzt sich die Zusammenarbeit in verschiedenen kulturellen Bereichen fort. Die Kooperation zwischen Makers United und dem Xcenter wird weiter vertieft. In der multimedialen Ausstellung „History of Citizens“ werden Lebensgeschichten aus Chemnitz und Nova Gorica/Gorizia dokumentiert. Der renommierte Pianist Alexander Gadjiev, Kulturbotschafter von Nova Gorica/Gorizia, gibt am 14. Februar ein Konzert in der Villa Esche. Zudem wird ein Startpunkt des European Peace Ride 2025 in Nova Gorica sein. Und mit Unterstützung des EU-Japan-Fests wird ein japanischer Künstler mit Jugendlichen in beiden Städten an einem Manga-Projekt arbeiten, das im Kosmos Festival präsentiert wird. 

Das ganze Programm der Europäischen Kulturhauptstadt Nova Gorica 2025 gibt's auf www.go2025.eu

Kulturhauptstadt Europas Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Freistaat Sachsen Kulturhauptstadt Europas

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes und durch Bundesmittel der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie durch Mittel der Stadt Chemnitz.