Die Gruppe Heimat Ensemble II des Malers, Objekt- und Konzeptkünstlers Jan Kummer besteht aus gleich großen, runden Elementen, die an vergrößerte Kronkorken erinnern. Die Vorlagen für Kummers Skulpturen scheinen aus dem ziellosen Basteln in der privaten Sphäre eines DDR-Haushalts zu stammen, in der anonyme Gebrauchsmaterialien zu individuellen Objekten transformiert wurden. Die vertikal oder horizontal zusammengesetzten oder mittig gefalteten Elemente mit nach innen gebogenem Rand und 21 Zacken in schwarzer, roter, blauer und grüner Fassung erinnern in dieser Anordnung an die Mickey-Mouse, die wohl bekannteste Kunstfigur der Welt. In den 1930er Jahren setzte diese der später weltbekannte US-amerikanische Zeichner und Medienunternehmer Walt Disney aus nur drei schwarzen Kreisen zusammen. Kummer überträgt die berühmte Silhouette auf die Form patentierter, DIN-genormter Dinge der Alltagswelt. In spielerisch-ironischer Überspitzung, Anspielung und Skalierung werden so Wegwerfprodukte aus dünnem Blech, die eigentlich nur für den einmaligen Gebrauch konzipiert sind, zum dauerhaften Kunstwerk erhoben.
Der 1965 in Weimar geborene Jan Kummer lebt und arbeitet heute in Chemnitz. In seinen Bildwelten greift er erzählerische Elemente auf, die Verbindungen zwischen einer aus vermutlich fragmentierten Versatzstücken bestehenden Erinnerungswelt und der von ihm so beobachteten Gegenwart herstellen. Mit der Skulpturengruppe Heimat Ensemble II zitiert der Künstler die Vorstellung heimatlicher Heim- und Handarbeit sowie regionalen Brauchtums. Mit dem Motiv erinnerter Selbstwahrnehmung schafft er auch einen Rückblick auf die Mangelgesellschaft der DDR: Alles wurde auf seine Brauchbarkeit geprüft, in einem zweiten Produktionszyklus klug verwertet und heute wird die Erinnerung zur Kunst.
Alexander Ochs / Ulrike Pennewitz
Jan Kummer
Heimat Ensemble II (2024)
In: Gersdorf
Material: Faserverstärktes Kunstharz, Stahl
Aufgestellt mit Unterstützung der Gemeinde Gersdorf.