Aufgeworfene Erde
Geformt durch den Bergbau: Kulturlandschaft Montanregion Erzgebirge
Die Bergstadt Aue-Bad Schlema erlitt in ihrer jüngeren Bergbau-Geschichte im 20. Jahrhundert eine bis dahin in der Region nie gesehene Zerstörung. Dem Uranabbau durch die Wismut nach 1945 wurde das Kurparkgelände geopfert. Erst gegen Ende der 1990er Jahre wurden die Schächte verfüllt und die Landschaft revitalisiert.
Uran: Ein Metall schreibt Weltgeschichte im Kalten Krieg
Uran wurde weltweit zum ersten Mal im Erzgebirge entdeckt, gewonnen und verarbeitet, zunächst als Pigment für die Farbherstellung. Nach dem 2. Weltkrieg übertraf der Uranbergbau im Volumen alles, was das Erzgebirge bis dahin in seiner Montangeschichte erlebt hatte. Die Sowjetische AG Wismut förderte das Uranerz für den Bau von Atomwaffen und den Betrieb von Atomkraftwerken.
Erzbergbaulandschaften: Silber, Zinn, Kobalt, Uran, Eisen
Silber, Zinn, Kobalt, Uran und Eisen repräsentieren die fünf Erzbergbaulandschaften, welche das UNESCO Welterbe Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří charakterisieren. Jede Landschaft ermöglicht Gästen einen Einblick in Abbau und Verarbeitung in einzelnen Epochen und veranschaulicht die Bedeutung aus globaler Sicht.
Nach 1990 wurden die Bergbaulandschaften rekultiviert. Dieser Prozess gilt weltweit als Vorbild für erfolgreiche Sanierung. Das ist ein Grund dafür, dass Aue-Bad Schlema seit 2019 ein Bestandteil des UNESCO Welterbes Montanregion Erzgebirge ist. Davon können sich Gäste auf dem Bergbau- und Sanierungs-Lehrpfad ein Bild machen.
Aktiv-Tipp:
Folgen Sie den Empfehlungen des Tourismusverbandes Erzgebirge und erkunden Sie Aue-Bad Schlema auf Wanderwegen:
Erfinden, aufbauen, verwandeln!
Die Macher: Kern der erzgebirgischen DNA
Veit Hans Schnorr (der Jüngere) war Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts ein Unternehmer der Superlative: Er gründete mehrere Hütten- und Hammerwerke, darunter das seinerzeit größte sächsische Hammer- und Eisengusswerk in Carlsfeld, und besaß Anteile an allen großen Eisen-, Kobalt-, Silber- und Zinngruben. Berühmt wurde ab 1711 seine St. Andreas Fundgrube bei Aue. Sie lieferte das Kaolin für das Meißner Porzellan. Bereits in seinen Lehrjahren hatte er in den Niederlanden Kontakte geknüpft. Die Keramikwerkstatten in Delft waren Hauptabnehmer für das Farbpigment Kobaltblau. Sein Vater Veit Hans (der Ältere), Gründer des ersten Blaufarbenwerks in Sachsen (1635), legte den Grundstein für das Kobalt-Monopol. Als dieser 1648 nach Russland verschleppt wurde, übernahm Mutter Rosina bis 1665 die Geschäfte.
„Die Nickelhütte war 1989/90 unter dem Aspekt des Umweltschutzes für viele Menschen in Aue nicht mehr tragbar“, berichtet Geschäftsführer Henry Sobieraj, „obwohl die Arbeitsplätze dringend gebraucht wurden. Das haben wir zum Glück überwinden können, indem wir uns umfassend erneuert haben.“ Der Betrieb wurde komplett auf eine neue ökologische und wirtschaftliche Grundlage gestellt: Abgasreinigung, Wasserreinigung, neue Kunden und neue Produkte. Von A wie Aluminium über K wie Kupfer und L wie Lithium bis Z wie Zink reichen die Metalle, die hier in der Nickelhütte recycelt werden. Die Nickelhütte ist heute eine wichtige Station im weltweiten Kreislauf der Metallindustrie.
Innovationsfähigkeit - eine typisch erzgebirgische Mentalität
Innovation sicherte das Überleben der Montan- und Metallkompetenz in vielen Transformationsprozessen bis heute. Betriebe, Mitarbeiter:innen und Städte waren im Geben und Nehmen eng verbunden. Das Blaufarbenkonsortium, ein Zusammenschluss aller fünf Blaufarbenwerke im Erzgebirge (1694), war schon damals in dieser Hinsicht sehr fortschrittlich.
Es gab Arbeiterwohnungen und Schulen in der Nähe der Betriebe. Im Werk Niederpfannenstiel wurde 1717 die erste Betriebskrankenkasse Deutschlands gegründet. Die Knappschaftskassen im Bergbau gab es schon früher, aber dieses Modell auf einen Industriebetrieb zu übertragen, war damals eine neue Idee.
Die Unternehmerfamilie Schnorr begründete am Ende des 17. Jahrhunderts das weltweite Kobaltmonopol, das bis ins 19. Jahrhundert bestand. Grundlage des Kobaltwesens waren die reichen Vorkommen an Kobalt in den Erzschichten der Region um Aue, Schneeberg, Schwarzenberg, Annaberg-Buchholz und Zschopau.