Weißes Gold.
Lößnitz: Bergstadt seit 1382
Aufgrund zunehmender Erzfunde im 14.Jh. wurde Lößnitz 1382 zur Bergstadt ernannt. Ein historischer Ort, der heute noch besichtigt werden kann, ist das Besucherbergwerk Reichenbachstolln im Kuttengrund. Ab 1500 förderten die Bergleute hier Silber, Kupfer, Bleiglanz, Arsenkies zu Tage.
Die Verarbeitung der Erzrohstoffe erfolgte in den Hüttenbetrieben der nahen Umgebung. Arsenkies wurde zum Beispiel für Aufbereitung von Nickel benötigt und von 1720 bis 1927 im benachbarten Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel realisiert. Dies gehörte der Unternehmerfamilie Schnorr aus Schneeberg. Somit war Lößnitz in die Lieferketten des Schnorrschen Imperiums im Westerzgebirges fest integriert.
Veit Hans Schnorr der Jüngere war ein Großunternehmer seiner Zeit. Als Besitzer zahlreicher Bergwerke, Hammer-, Hütten- und Blaufarbenwerke erwarb er die Rechte für die „Weiße Erden Zeche St. Andreas“ in Aue, einer Nachbarstadt von Lößnitz. Ab 1700 war man dort bei der Erzsuche auf Kaolin gestoßen. Ein lukrativer Coup, wie sich bald herausstellen sollte. Das Mineral wurde zum Grundstoff des Meissner Porzellans.
Lößnitz´ Stein mit Tradition: Schwarzer Schiefer
Mitte des 19. Jahrhunderts war der Schieferabbau in Lößnitz, Affalter, Dittersdorf und Umgebung ein bedeutender Wirtschaftszweig. Führendes Unternehmen war die „Sächsische Schieferbruch-Compagnie“. Diese errichtete Spellhütten (Spalthütten), in denen der Schiefer gespalten und weiterverarbeitet wurde. Wo heute die Naturherberge mit Platz für 30 Gäste steht, war einst so eine Hütte betrieben worden. Schiefer sieht man heute noch an vielen Gebäuden, u.a. auf der Lößnitzer Kunstkirche St. Georg und dem Friedhof.
Kaolin: Von der Schnorrschen Tonerde zum Meissner Porzellan
Der sächsische Kurfürst August der Starke war fasziniert von der Idee, eigenes Porzellan herstellen zu können. Chinesisches Porzellan war groß in Mode und brachte als Luxusgut nicht nur Kunstgenuss, sondern auch hohe Gewinne im Handel. Eine attraktive Einnahmequelle auch für den Staat, die August gern in Sachsen sehen wollte.
Die Väter des Meissner Porzellans: Tschirnhaus, Böttger und Schnorr
Der Kurfürst beauftragte Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und Johann Friedrich Böttger nach der Rezeptur und dem Verfahren der Herstellung von Porzellan zu forschen. Ursprünglich sollte Böttger, ein Alchimist, versuchen, andere Erze und Metalle in Gold umzuwandeln. Nach vielen Versuchen und Irrtümern gelang im Jahr 1709 die erste Herstellung europäischen Porzellans. 1710 wurde die Manufaktur Meissner Porzellan gegründet.
Nun stellte sich noch die Frage, welcher Rohstoff für die gefundene Rezeptur wohl am besten geeignet wäre. Überall in Sachsen und im Erzgebirge, so befahl August der Starke, solle man Kaolinproben nehmen und in die Meissner Manufaktur bringen. Die Prüfungen ergaben, dass das Kaolin aus der „Weiße Erden Zeche St. Andreas“ in Aue die beste Qualität aufwies. Zechenbesitzer Veit Hans Schnorr d.J. erhielt daraufhin für die „Schnorrsche Tonerde“ vom Kurfürsten im Jahr 1711 das Kaolin-Monopol.
Hospitalkirche St. Georg in Lößnitz wird zur Kunstkirche
Für das Jahr 1283 ist die erste urkundliche Erwähnung einer Hospitalkapelle in Lößnitz belegt. Über die Jahrhunderte zerstörten sie mehrere Brände in der Stadt. Immer wieder bauten die Lößnitzer ihre Hospitalkirche auf. Zuletzt, erneut nach einem Brand, wurde die Kirche 1858-61 im neugotischen Stil errichtet. Markant ist das mit schwarzem Lößnitzer Schiefer gedeckte Dach der Kirche. Das traditionelle Baumaterial findet sich an vielen Gebäuden der Region.
Ein engagierter Kreis von Gemeindemitgliedern und Kreativen um den Friedhofsverwalter Ralf Günther möchte nun das Gotteshaus in eine Kunstkirche verwandeln. Friedhofs-, Stadt- und Kulturgeschichte sowie Kunstausstellungen bilden den Anfang. Bemerkenswert sind die vielen kulturhistorisch bedeutsamen Grabsteine aus Lößnitzer Schiefer, einem Material, das bis heute für die Identität im Ort steht.
Makerhub Lößnitz: Eine neue Ideenschmiede
Aus dem früheren Milchhof (Marktplatz 14, 08294 Lößnitz) wird nach der umfassenden Sanierung ein Makerhub. Als Projekt der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 gehört er zu den acht Makerhubs, die rund um Chemnitz entstehen. Thematischer Fokus des Makerhubs Lößnitz sind Zukunftstechnologien und Medienkompetenz. Die Vision der engagierten Leute rund um den Makerhub ist es, dass in Lößnitz ein Ort entsteht, an dem aus Ideen innovative Produkte entwickelt und wo digitale Technologien getestet und erlernt werden. Das Haus bietet eine Plattform für Kommunikation und Austausch sowie die Vernetzung zwischen Schulen, Kunst, Unternehmen und Kreativen.
Stadt der Apfelbäume: Neues Projekt gestartet
Lößnitz hat eine lange Tradition der Obstwiesen und Alleen. Mit dem Apfelprojekt wollen die Macherinnen und Macher um Initiatorin Anja Markert in allen Ortsteilen von Lößnitz neue Apfelbäume pflanzen und bestehende Obstbäume erhalten. Baum-Patenschaften von Privatpersonen, Kindereinrichtungen oder Firmen sollen das fördern. Im Oktober 2023 fand der 1. Lößnitzer Apfelmarkt statt, der u.a. das Projekt bekannter machen soll.
Max Jankowsky: Pressenwerkzeugbau für Weltklasseautos
Die Gießerei Lößnitz ist ein Betrieb, der fürs Erzgebirge typischer nicht sein könnte: Tradition seit 1849 im Gießerhandwerk, entstanden als nachgelagerte Industrie des Bergbaus, Familienbetrieb in 3. Generation. Wer denkt, man habe es hier mit einer „schmutzigen Branche“ zu tun, der irrt gewaltig. Die Gießerei steht mitten im Ort, umgeben von Grün, und hat dank der sehr hohen Umweltstandards große Akzeptanz bei den Lößnitzern.
Die Kundenliste liest sich wie das Who-is-who der Automobilindustrie: Aston Martin, Bentley, BMW, Daimler, Lamborghini, Porsche. „Weltklasseautos werden hier im Erzgebirge geboren“, sagt Jankowsky stolz. Pro Auto brauche es tausende Tonnen an Guss für Pressenwerkzeuge, mit denen sämtliche Karosserieteile geformt werden. Diese Gussteile werden in Lößnitz hergestellt und in Werkzeugbaubetrieben - wie Porsche Werkzeugbau, Pockauer Werkzeugbau Oertel oder bei AWEBA Werkzeugbau in Aue - final bearbeitet.