Freiberg – Vom großen „Berggeschrey“ zum Silberrausch
Im Jahr 1168 entdeckten Durchreisende einen Silberklumpen an der Erdoberfläche. Damals gab es, wo heute die Stadt ist, nur Wald. Der Landesherr, Markgraf Otto von Meißen aus dem Geschlecht der Wettiner, rief die Bergfreiheit aus und warb um die Ansiedlung von Bergleuten. Die reichen Silberfunde ließen ein wahres "Berggeschrey", so der zeitgenössische Begriff, erschallen, das immer mehr Glücksritter anzog. Im ganzen Erzgebirge gerieten die Menschen in einen wahren Silberrausch.
Markgraf Otto zog ein Zehntel der Silbererträge ein und gründete eine Münzstätte samt Burg, einen Vorgängerbau des Renaissanceschlosses Freudenstein. Jahrhunderte später erhielt Markgraf Otto wegen der Silberfunde und seiner Finanzpolitik den Beinamen „der Reiche“. Aus der Ansiedlung, die mit dem Silberrausch schnell wuchs, entstand die erste sächsische Bergstadt: Freiberg. Menschen aus Goslar/Harz, Franken, Böhmen und vielen anderen Regionen wanderten zu.
Die Silberstadt glanzvoll sehen
Ungefähr 80 Prozent aller sächsischen Silberfunde über mehr als acht Jahrhunderte wurden in Freiberg zu Tage gefördert, insgesamt um die 5.500 Tonnen, wie Historiker ermittelt haben. Nach den Maßstäben früherer Zeiten war das eine gewaltige Menge. Das brachte den Markgrafen und späteren sächsischen Kurfürsten enormen Reichtum. Wer heute durch die Altstadt Dresdens mit ihren Schlössern und Kirchen wandelt oder die Kunstsammlungen im Zwinger und im Grünen Gewölbe besucht, blickt auf ein historisches Erbe, das aus dem Reichtum des Silberbergbaus erschaffen wurde.
Natürlich profitierten auch die Bürger:innen der Bergstadt Freiberg reichlich vom Silberabbau. Ihre Häuser bezeugen noch heute den finanziellen Erfolg und den gesellschaftlichen Status. Dieser Glanz des Silberrausches lässt sich noch bewundern, weil Freiberg das Glück hatte, im 2. Weltkrieg nicht zerstört worden zu sein. Wilhelm Mundts Trashstone aus silbrig glänzendem Aluminium, der mitten in der Altstadt liegt, könnte man wie eine künstlerische Metapher für die großen Silbermengen und das große „Berggeschrey“ lesen.
Von der Magie des Berges: Besucherbergwerk „Reiche Zeche“
Mensch und Berg und Silber, das ist ein ganz besonderes Abenteuer für die Gäste der Silberstadt Freiberg im Erzgebirge. Über 800 Jahre gruben sich in und um Freiberg die Menschen durch den harten Gneis des Erzgebirges. Sie fanden Silber sowie viele andere Erze und Mineralien. Wer das erleben und die Geschichte verstehen will, der kann an einem Ort wie Freiberg den Dingen im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund gehen - über Tage in der Stadt wie auch unter Tage im Bergwerk.
Jenseits des edelmetallischen Glanzes war das Arbeiten in den Gruben für Generationen von Bergleuten ein gnadenloser, harter Alltag, um ihr Brot zu verdienen. Stauberfüllte Luft, die das Atmen quälend erschwerte. Von anhaltender Nässe durch das Tiefenwasser, das fortwährend aus den Gesteinsspalten drang, zermürbte Kleidung und Haut. Tagein tagaus Arbeit in bedrückender Enge und ewiger, angstvoller Dunkelheit der Stollen.
Für Gäste ist es heute kein Problem, durch die Strecken zu wandeln, geschützt von Gummistiefeln, Schutzanzug und Helm das Innere des Berges zu erkunden. Das Besucherbergwerk „Reiche Zeche“ liegt nur wenige Fahrtminuten vom Stadtzentrum Freibergs entfernt. Bis 1969 arbeiteten hier und in benachbarten Schächten bis zu 2.000 Bergleute.
Noch heute sind 14 Kilometer Strecken begehbar, die Touren dauern je nach Thema der Führung zwischen 1,5 und 5 Stunden. Der Förderkorb fährt bis in 150 Meter Tiefe und erschließt eine fremde, spannende Welt. Doch das Bergwerk ist nicht nur für Touristen gedacht, es ist ein voll funktionsfähiges Forschungs-und Lehrbergwerk der Bergakademie Freiberg, einer Technischen Universität.
Tulpenkanzel Hans Witten: Dom St. Marien
Der Dom zu Freiberg St. Marien ist ein herausragendes Denkmal der Romanik und Gotik. Seine „Goldene Pforte“ (13. Jahrhundert) gilt als das erste Figurenportal der deutschen Kunstgeschichte, geschaffen nach französischem Vorbild. Weitere Highlights sind die Bergmannskanzel und die Konzerte auf der Orgel des berühmten Orgelbauers Gottfried Silbermann.
Die Tulpenkanzel von Hans Witten ist eines der ungewöhnlichsten Kunstwerke der Spätgotik (um 1505). Geschaffen aus Hilbersdorfer Porphyrtuff, wächst die Kanzel freistehend wie Pflanzenranken aus dem Boden und erinnert in ihrer Gesamtform an einen Abendmahl-Kelch. Man vermutet, dass sich in einer der tragenden Figuren, mit Stilelementen eines Bergknappen (Bergarbeiter unter Tage), der Meister Hans Witten selbst verewigt hat.
Kunstwerke von Hans Witten am Purple Path: „Schöne Tür“ (St. Annen in Annaberg-Buchholz), „Magdalenenrelief“ und „Schmerzensmutter (Maria)“ (beide Schlossbergmuseum Chemnitz) und „Geißelungssäule“ (Schlosskirche Chemnitz).
Eine weitere Kanzel im Freiberger Dom, wo religiöse Skulpturen um bergmännische Figuren ergänzt sind, ist die Bergmannskanzel (1638 von Hans Fritzsche). Der Kanzelkorb wird von einem Bergknappen getragen, die Treppe von einem Steiger (Aufseher im Bergwerk).
Altäre zum Niederknien: Zeitgenössische Kunst im Dom St. Marien: Michael Morgner
Der in Chemnitz geborene Künstler Michael Morgner (*1942) verhüllte am Aschermittwoch 2023 im Rahmen des Kulturhauptstadt-Projektes PURPLE PATH den Altar des Freiberger Doms mit einem großen Fastentuch (10,0 x 5,00 m). „Ich hatte die Idee, dieses riesige Tuch in einer riesigen Halle zeigen zu können, wo es der Luftzug leicht bewegt“, so sagte Morgner während der Installation.
1977 gründete Morgner zusammen mit Carlfriedrich Claus, Thomas Ranft, Dagmar Ranft-Schinke und Gregor-Torsten Schade die Künstlergruppe und Produzentengalerie CLARA MOSCH (1977–1982) in Adelsberg, einem Stadtteil von Karl-Marx-Stadt/Chemnitz. Im offiziellen Kunstbetrieb der DDR fand ihre Kunst keine Beachtung und keinen Platz. Mit ihren Aktionen erregten sie nicht nur Aufmerksamkeit in der Kunstszene, sondern auch bei der Staatssicherheit. Sie wurden bespitzelt, doch alle Drohungen und Einschüchterungen konnten die unendliche und teilweise subversive Kreativität nicht bremsen.
Der Soundtrack des Purple Path: Gottfried Silbermann
1711 kam ein Mann nach Freiberg, der das Silber - wohl rein zufällig - schon im Namen trug und durch sein Wirken Freiberg in der Musikwelt international bekannt werden ließ. Denn in dem Jahr eröffnete Gottfried Silbermann seine Orgelwerkstadt am Schlossplatz 6. Im Silbermann-Haus findet sich heute die Silbermann-Gesellschaft, die Touristinformation und ein kleines Museum zum Schaffen des berühmtesten mitteldeutschen Orgelbauers.
Die Gottfried-Silbermann-Gesellschaft e.V. pflegt seit 1990 das Erbe des weltberühmten sächsischen Orgelbaumeisters. Mit Konzerten, Exkursionen, Tagungen und vielfältigen Kinder- und Jugendprojekten hält sie das Faszinosum Silbermann-Orgel lebendig. Präsident ist seit 2010 der geborene Dresdner Albrecht Koch, der zugleich als Domkantor in St. Marien fungiert (seit 2008) sowie die künstlerische Leitung der renommierten Silbermann-Tage und des Internationalen Gottfried-Silbermann-Orgelwettbewerbs innehat.
31 der ursprünglich 50 handwerklichen und musikkünstlerischen Orgel-Meisterwerke Silbermanns sind in der Region noch erhalten. Dass Silbermann sich in Freiberg niederließ, hat natürlich mit dem Bergbau zu tun. Hier konnte er hochwertige Metalle und gute Hölzer für seine Instrumente kaufen, ebenso geschickte Handwerker finden. Einen Eindruck von seiner Arbeit gewinnt man anhand der Rekonstruktion einer Orgelwerkstatt im Silbermann-Haus.
Doch die Faszination, die eine Orgel als Instrument ausmacht, spüren Besucher am besten live bei einem der vielen Konzerte, etwa bei der Abendmusik im Freiberger Dom. Sie findet jeden Donnerstag um 20:00 Uhr statt. Künstler aus aller Welt kommen eigens dafür in die Stadt und lassen dann die 2674 Pfeifen von 1 Zentimeter bis 4,50 Meter Höhe klangvoll erschallen.
Die Dom-Orgel gilt als eine der berühmtesten Barockorgeln der Welt und ist Silbermanns größtes Kunstwerk. Für Musiker:innen ist es eine Ehre und Auszeichnung, einmal auf diesem fantastischen Instrument spielen zu dürfen; für jeden Musikliebhaber ist es ein klingender Hochgenuss, wenn dieses einmalige Instrument den gesamten Dom mit klaren, kraftvollen Tönen erfüllt. Weitere Silbermann-Orgeln am Purple Path finden sich in: Petrikirche Freiberg, Jakobikirche Freiberg, St. Georgen Kirche Glauchau und Stadtkirche Oederan.
Ältestes Stadttheater der Welt: Bürgerkultur in Freiberg
Im Jahre 1790 initiierte der Freiberger Messerschmiedemeister Johann Gotthelf Engler den Bau eines Bürgertheaters. Bis dahin kannte die Welt nur Theater, die von adeligen Gönnern in ihren Residenzen errichtet wurden. Dann aber erwarb Engler ein Bürgerhaus am Buttermarkt. Und seitdem hat die Bühne hier ihr Domizil. Damit gilt sie als ältestes Stadttheater der Welt. Hier wurde im Jahre 1800 u.a. die erste Oper des knapp 14-jährigen Carl Maria von Weber uraufgeführt: „Das Waldmädchen“.
An der Eingangsfassade des Hauses ist die Aufschrift zu lesen: „Die Kunst gehört dem Volke.“ Auch wenn dieses Zitat ursprünglich auf den Kommunisten Lenin zurückgeht, wird es heute in anderem Kontext gelesen. Bürgerschaftliches Engagement, offen zugängliche Kunst und demokratische Kultur sind auch zentrale Werte der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025.
Innovationen in der Montanregion Erzgebirge: Universalgelehrte. Romantiker. Genies.
Erzbergbaulandschaften: Silber, Zinn, Kobalt, Uran, Eisen
Silber, Zinn, Kobalt, Uran und Eisen repräsentieren die fünf Erzbergbaulandschaften, welche das UNESCO Welterbe Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří charakterisieren. Jede ermöglicht Gästen einen Einblick in Abbau und Verarbeitung in einzelnen Epochen und veranschaulicht die Bedeutung aus globaler Sicht
Von Freiberg in die Welt: Michael W. Lomonossow (1711-1765)
Der Blick in die Zukunft des Bergbaus und der Technologien zur Rohstoffgewinnung und –verarbeitung gehörte hier in Freiberg schon immer dazu. Man war nicht nur auf der Höhe der Zeit, sondern auch selbst Wegbereiter wissenschaftlich-technischer Entwicklungen. Deshalb zog die Bergbaustadt immer die besten Köpfe an. Zu ihnen gehörte der russische Universalgelehrte Michail W. Lomonossow. Als Gesandter der Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg kam er 1739 für zehn Monate nach Freiberg, wo er sich im Laboratorium von Bergrat Johann Friedrich Henckel vor allem mit metallurgischer Chemie, Markscheidekunst und Mineralogie beschäftigte.
Dieser Aufenthalt hatte weitreichende Folgen für die Wissenschaft in Russland: Lomonossow durchlief eine eindrucksvolle akademische Karriere. Er gilt heute als Mitbegründer der Wissenschaften Metallurgie, Geologie und Chemie in Russland. Zu seinen Ehren trägt die Universität Moskau seinen Namen. Lomonossow starb 1765, im Gründungsjahr der Bergakademie Freiberg. Nur wenige Jahre später, 1773 wurde in St. Petersburg ein Bergbauinstitut nach dem Vorbilde Freibergs gegründet. Daraus ging die heutige Nationale Universität für mineralische Ressourcen „Gorny“ St. Petersburg hervor.
Der Universalgelehrte: Alexander von Humboldt (1769-1859)
Am 14. Juni 1791 schrieb sich an der Bergakademie ein 21 Jahre junger Mann ein, der sich im Laufe seines späteren Forscherlebens zu einem der größten Gelehrten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts etablieren sollte: Alexander von Humboldt. Innerhalb von acht Monaten studierte er eifrig die Grundlagen der Naturwissenschaften und der Bergbaukunde. Überliefert ist auch, dass er mehrere Bergwerke in Freiberg inspizierte. Zudem unternahm Humboldt geologische und bergbauliche Exkursionen ins Osterzgebirge und nach Böhmen. Er erfand in Freiberg den heute sogenannten „Humboldtschen Lichthalter“, eine Grubenbeleuchtung, die auch bei Sauerstoffmangel unter Tage noch Licht aussendet. Damit schloss sich auch für ihn der Kreis des Freiberger Denkens, das auf der Dreiheit aus Bildung, Forschung und Anwendung gründet.
Nach seiner Freiberger Zeit wurde er 1792 Bergassessor im Staate Preußen und fand eine Anstellung im Bergbaurevier Naila, Bad Steben und Wunsiedel, Orten, die heute zum Bundesland Bayern gehören. Hier war er mehrere Jahre tätig. Erst ab 1797 legte er dieses Amt nieder, wurde Privatgelehrter und Forschungsreisender. Am bekanntesten ist wohl die große Forschungsreise nach Süd-, Mittel- und Nord-Amerika (1799-1804). Neben Landeskunde und Botanik galt der Geologie seine größte Aufmerksamkeit.
Der Romantiker: Friedrich Freiherr von Hardenberg (1772-1801)
Von Sachsen in die Welt, das ist Freibergs Anspruch. Aber dabei ging es in der Bergstadt nicht ausschließlich nur in die Tiefen des Gesteins, sondern - kulturell gesehen - auch in die höheren Sphären der Weltliteratur. Friedrich Freiherr von Hardenberg, der berühmte Romantiker, kam 1797 nach Freiberg. Als er in der Stadt weilte, studierte er nicht nur das Montanwesen seiner Zeit, sondern er begann auch zu dichten.
Hier in Freiberg gab er sich übrigens seinen Künstlernamen Novalis. Ab 1799 arbeitete er, wie schon vor dem Studium, im Salinendirektorium in Weißenfels an der Saale, ca. 40 km südwestlich von Leipzig. Im Jahre 1800 gehörte Hardenberg einer Kommission an, die die erste geologische Vermessung Thüringens, der westlichen Nachbarregion Sachsens, vornahm.
Zukunft machen: Eine typische Mentalität im Erzgebirge
Innovationen und Traditionsbewusstsein, Offenheit und Zuwanderung sicherten seit jeher das Überleben der Montanregion Erzgebirge. All das zeugt von vielen Transformationsprozessen, die weit in die Geschichte zurückreichen und teils bis heute andauern. Die Region war immer in Bewegung. Menschen kamen und gingen mit dem wirtschaftlichen Auf und Ab, erfanden sich kulturell neu und entwickelten Handwerk und Technik weiter. So ist es bis heute.
Bio-Mining: Prof. Michael Schlömann
In Freiberg befindet sich die älteste montanwissenschaftliche Universität der Welt: die Technische Universität (TU) Bergakademie Freiberg. Diese stolze, traditionsreiche Bildungsstätte feierte im Jahre 2015 ihren 250. Geburtstag. Doch bei aller bewussten Pflege der vielfältigen Traditionen richten die Freiberger Forscherinnen und Forscher ihren Blick vor allem in die Zukunft. Im Fokus stehen Themen wie Energiewende, Ressourcenwende und Nachhaltigkeit.
Bio-Mining – so lautet eines der Schlüsselthemen, an denen hier geforscht wird. Am Freiberger Biohydrometallurgischen Zentrum für strategische Elemente untersucht Prof. Michael Schlömann mit einem großen Team die Wege, um Germanium und Indium mittels Bakterien zu gewinnen. Die beiden Metalle sind begehrt in der Kommunikationstechnologie und liegen in verschiedenen Erzen meist in sehr geringen Konzentrationen vor.
Die wundersame Welt der Mineralien: Terra mineralia
An Superlativen über und unter Tage kommt in Freiberg einiges zusammen. Nicht nur die glanzvolle Geschichte, auch die jüngste Gegenwart trägt dazu bei. Erst seit wenigen Jahren erstrahlen im Schloss Freudenstein Glanz und Farben ganz besonderer Kunstwerke der Natur: die Mineraliensammlung „terra mineralia“. Dafür brachte die private Stifterin Dr. Erika Pohl-Ströher ihr Lebenswerk, ca. 80.000 Mineralienstufen, nach Freiberg. 3.500 der schönsten Exemplare, die aus aller Welt stammen, sind ausgestellt.
Besucherinnen und Besucher unternehmen eine mineralogische Reise um die Welt. Man kann nur mit großen Augen staunen, welche Vielfalt an Kristallen über Millionen Jahre im Erdreich entstanden sind. Allerlei Wissenswertes zur Bedeutung der Mineralien im Leben der Menschen erfahren Groß und Klein in den Infobereichen. Gemeinsam stellen „terra mineralia“ im Schloss, die Mineralogische Sammlung Deutschland im Krüger-Haus und die Geowissenschaftliche Sammlung der TU Freiberg den größten mineralogischen Ausstellungskomplex der Welt dar.
Am Ende führt der Rundgang der „terra mineralia“ in den Tresorraum, die Schatzkammer. In einem Renaissancegewölbe lagern die Prachtexemplare der Sammlung, vor allem große Mineralstufen und weltweite Unikate. Und hier findet der Besucher auch ein sehr kleines, aber ganz besonderes Exponat: die filigranen Silberlocken aus Brand-Erbisdorf bei Freiberg. Es handelt sich dabei um eine sehr seltene kristalline Form des Edelmetalls. So gelangt man auf der mineralogischen Weltreise zurück zum Ursprung des Freiberger Silberrausches.
Es bedarf keiner hohen Kunst, in der „terra mineralia“ mehrere Stunden zu verbringen und sich von der ewigen Schönheit edler Steine verzaubern zu lassen. Die atemberaubende Ästhetik der Kristalle lässt den Blick auf die Uhr ganz vergessen.
Die Sammlerin: Erika Pohl-Ströher (1919-2016)
Ihre Sammelleidenschaft entwickelte sich aus Liebe zu ihrer Heimat und in Erinnerung an ihre Großeltern Franz und Marie Ströher. Diese gründeten 1880 in Rothenkrichen/Vogtland die Firma Wella, heute ein weltweit führender Kosmetikkonzern. Bereits im 17. Jh. wanderte die Familie von Böhmen nach Sachsen ein. 1945 musste die Familie ihre vogtländisch-erzgebirgische Heimat verlassen, da in einigen ihrer Fabriken Rüstungsgüter hergestellt und Zwangsarbeiter beschäftigt wurden.
Erika Pohl-Ströher lebte in der Bundesrepublik und in der Schweiz. Bis 2003 hielt sie 23% Aktienanteile an der Wella AG in Darmstadt, die sie dann für 818 Mio. Euro verkaufte. Ihre Sammlungen, zu denen neben der Terra mineralia auch Holzspielzeug und Volkskunst in der Manufaktur der Träume Annaberg-Buchholz gehören, stiftete sie als Dauerleihgabe.