Drei Japanerinnen treffen auf „Tanzende Nachbarn“

Foto: Alexandra Takarts

Kristina wohnt in Neukirchen im Erzgebirge. Die frühere Archivarin und Fallmanagerin ist als Volunteer für Chemnitz 2025 auf zahlreichen Veranstaltungen unterwegs. Außerdem schreibt sie sehr gern: Daher kam auch ihr die Idee, die Erfahrungen der Volunteers zu sammeln - der Startschuss für die Freiwilligenredaktion.

Chemnitz, 5. September 2024, morgens 9 Uhr, Hartmannfabrik. Geduldig warten tanzbegeisterte Frauen Ü60 auf Einlass zum zweiten Intensivworkshop des Projekts „Tanzende Nachbarn“. Ca. 40 Frauen und ein Mann hatten sich angemeldet. Insgesamt 90 Trainingsstunden, verteilt auf 15 Tage, liegen bis heute bereits hinter ihnen. Trainiert wird wöchentlich in drei Gruppen. Die Räumlichkeiten stellen das Opernhaus Chemnitz, der Kraftwerk e.V. und die Volkssolidarität, Bereich Clausstraße, zur Verfügung. Frau Terry Pedersen Pfeiffer, eine erfahrene Tanzpädagogin, betreut alle drei Gruppen bis – so der Plan – zum Auftritt der Hobbytänzer und -tänzerinnen bei der Eröffnungsveranstaltung des Kulturhauptstadtjahres am 18. Januar 2025. Unterstützt wird das Projekt von drei japanischen Tanzpädagoginnen.

Gemeinsam mit der Leiterin des Teams Generationen der Kulturhauptstadt gGmbH, Dr. Alexandra Takats, haben die Japanerinnen bereits alle Vorbereitungen für diesen ersten Tag des Workshops getroffen. Für Übungen benötigte Stühle und die Tonanlage stehen bereit. Der Workshop kann beginnen. Wir, meine „Freiwilligenkollegin“ und ich, legen die Anwesenheitslisten beiseite und trainieren einfach mit. Frau Dr. Takats übersetzt die Übungsanleitungen der Profitänzerinnen Nami Kaigaishi und Sonoko Hashimoto ins Deutsche. Tänzerisch bewegt sie sich dabei natürlich auch. Die Hobbytänzer und -tänzerinnen und wir Volunteers sind eifrig bei der Sache. Wir folgen den Vorgaben und interessanten Erläuterungen der beiden Japanerinnen. Geduldig ist die Assistentin von Nami Kaigaishi, Frau Sonoko Hashimoto, der einen oder dem anderen bei der richtigen Körperhaltung behilflich. Mitunter kommentiert sie auch mit einem „Ja gut!“ oder „So ist es richtig.“ Manche Übungen gelingen mir, andere nicht. Was soll’s. Mit 78 Jahren hat man eben mit der Koordination und dem Gleichgewicht zu kämpfen. Mir die Schrittfolge zu merken, ist eine weitere Herausforderung. Mit meiner Kondition bin ich soweit ganz zufrieden. Bei den Einsätzen in der Clausstraße oder auch heute im Workshop orientiere ich mich an Terry Pedersen Pfeiffer. Im Blick habe ich auch Tänzerinnen, die es besser können als ich. Das hilft. Hauptsache – ich bewege mich. Terry Petersen Pfeiffer steht ihren Kolleginnen zur Seite.

12.00 Uhr. Mittagspause. Statt weiter zu trainieren, ziehen sich die Frauen um. Gut gelaunt geht es in die Schmidtbankpassage zur Informationsveranstaltung. Michal Sandor, ehemaliger Tänzer und Entwickler dieses Projektes „Tanzende Nachbarn“, rät erst einmal zum Verschnaufen. Wir Volunteers nutzen die Pause, um Flyer des Programms September 2024 zu verteilen.

Leider beginnt die Informationsveranstaltung mit einer sehr dramatischen Nachricht. „Trauer um Mitarbeiterin der Jugendhauptstadt Europas Lviv 2025, die bei russischem Raketenangriff ums Leben kam“, wird am nächsten Tag auf der Webseite der Kulturhauptstadt gGmbH zu lesen sein. Ein Schwarz-Weiß- Foto zeigt Yaryna Bazylevych. Sie war Projektmanagerin bei der europäischen Jugendhauptstadt „Lviv – European Youth Capital 2025“. Die Kollegen und Kolleginnen aus dem Team Generationen von Chemnitz 2025 hatten in den vergangenen zwei Jahren mehrfach Gelegenheit, Yaryna u.a. in Lviv zu treffen. Nach einer Schweigeminute gibt Frau Dr. Takats den Anwesenden einen Überblick zu wichtigen Eckpunkten und Projekten des Kulturhauptstadtprozesses sowie zum Team Generationen.

Michal Sandor schließt sich mit Erläuterungen zum geplanten Auftritt der Gruppe bei der Eröffnungsfeier des Kulturhauptstadtjahres am 18.01.2025 an. In seiner sympathischen, humorvollen Art nimmt er den Frauen die „Angst“ vor dem Auftritt und macht ihnen Mut.

Der dritte Workshop mit Yoko Ando im Januar 2025 wird den Hobbytänzerinnen noch mehr Sicherheit geben. Michal Sandor gibt einen kurzen Ausblick auf weitere Tanzprojekte im Jahr der Kulturhauptstadt. Zum Beispiel plant die Ballettdirektorin der Städtischen Theater Chemnitz, Frau Sadowska, im Sinne der Nachhaltigkeit ein Zentrum der Generationen über 2025 hinaus. Dabei ist auch an die Einbeziehung tanzbegeisterter Menschen aus Tschechien gedacht.

Frau Dr. Takats bedankt sich gemeinsam mit Michal Sandor bei der Übungsleiterin aller drei Gruppen - von den Teilnehmerinnen vertrauensvoll „Terry“ genannt - für die bisher geleistete Arbeit. Eine Teilnehmerin schließt sich den Dankesworten an. Den Applaus der Gruppe nimmt Terry bescheiden, aber stolz, entgegen. Der erste Tag des Septemberworkshops geht mit einer Fragestunde erfolgreich zu Ende. Hinweise und Anregungen der Teilnehmenden werden von Frau Dr. Takats und den Profitänzerinnen gern aufgenommen. Ein erstes Gefühl für öffentliche Auftritte werden die Frauen, eventuell auch männliche Tänzer, am 8. Oktober 2024 bekommen. Zum „Tag der Älteren“, organisiert

vom Bürgerhaus City e.V., wird es im Tietz von 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr eine öffentliche Probe der Gruppe geben. Also “Toi, toi, toi!”, liebe Frauen, und auch “Toi, toi, toi!”, Gerd!

Kulturhauptstadt Europas Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Freistaat Sachsen Kulturhauptstadt Europas

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes und durch Bundesmittel der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie durch Mittel der Stadt Chemnitz.