European Peace Ride 2023

Foto: Ernesto Uhlmann

In drei Etappen legen die Teilnehmenden 500 km und ca. 6000 Höhenmeter zurück. Mit Start in der deutsch-polnischen Europastadt Görlitz/Zgorzelec führt die Tour in diesem Jahr über Mladá Boleslav und Plzeň bis nach Chemnitz. Dort ist 2020 im Bewerbungsprozess um den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ die Idee für die Europäische Friedensfahrt entstanden, die sich bewusst in Beziehung setzt zur „Internationalen Friedensfahrt“, dem größten gemeinsamen Radsportevent der ehemaligen „Ostblock“-Länder. Die Initiatoren des European Peace Ride haben sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit vielen Partner:innen in Polen und Tschechien ein europäisch relevantes, verbindendes Projekt zu entwickeln, das Begegnungen schafft, die Historie der Grenzregionen reflektiert und gleichzeitig zukunftsweisende Impulse setzt.

Kultur und Sport kommen in der diesjährigen Friedensfahrt auch in der Person des Übersetzers und Radfahrers Lothar Quinkenstein zusammen, der als Fahrer und Chronist dabei sein wird. Er eröffnet die Tour auf der Fahrt im Sonderzug von Chemnitz nach Görlitz/Zgorzelec am Freitag, den 8. September mit einer essayistischen Reflexion über den Zusammenhang zwischen Radfahren, Literatur und Übersetzung.

Lothar Quinkenstein unterrichtet am Collegium Polonicum in Słubice und ist oft mit dem Fahrrad in der Grenzregion zwischen Polen und Deutschland unterwegs. An Oder und Neiße entlang zu fahren, sei für ihn wie die physische Fortsetzung seiner Übersetzer-Tätigkeit ganz im Sinne des Über-Setzens -  von einem Land ins andere, von einer Sprache in die andere.

Prus zu übersetzen, liege ihm auch deshalb besonders nah, sagt Quinkenstein, weil für ihn das Radfahren heute genau das bedeutet, was der polnische Autor den Menschen vor über 100 Jahren ans Herz gelegt hat: Das Fahrradfahren sei die beste Kur für gereizte Nerven, es beruhige den Geist und führe zu einem Zustand seelischen Gleichgewichts. Das Fahrrad, so schrieb Prus in einem Zeitungsbeitrag, sei ein Fortbewegungsmittel, das möglichst viele Menschen benutzen sollten.

Der passionierte Radfahrer Lothar Quinkenstein übersetzt im Tandem mit Lisa Palmes seit 2017 die Werke der polnischen Literatur Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk für den Kampa Verlag. Aktuell arbeitet das Duo an einer Neuübersetzung von Bolesław Prus‘ Roman "Lalka" ("Die Puppe"), einem Klassiker der polnischen Literatur und das Werk eines Autors, der ebenfalls großer Fahrradenthusiast war und Mitglied der "Warschauer Fahrradfahrer-Gesellschaft"(Warszawskie Towarzystwo Cyklistów), der auch die beiden Nobelpreisträger Henryk Sienkiewicz und Marie Curie-Skłodowska angehörten.

Die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit ermöglicht den literarischen Exkurs im Rahmen des European Peace Ride 2023.

Der European Peace Ride ist eines der großen internationalen Partner-Projekte für die Kulturhaupstadt Europas Chemnitz 2025. 

Kulturhauptstadt Europas Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Freistaat Sachsen Kulturhauptstadt Europas

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes und durch Bundesmittel der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie durch Mittel der Stadt Chemnitz.