Freiwilligenbericht: Moderner Tanz auf dem Brühl

Eine Gruppe von Menschen in schwarzen Anzügen steht auf einer ungewöhnlichen schwimmenden Struktur mit einer steilen, orangefarbenen Treppe inmitten eines ruhigen Sees, umgeben von Grün. Im Hintergrund sind unter einem teilweise bewölkten Himmel eine Kirche und ein hoher, gestreifter Schornstein zu sehen.
Foto: Peter Rossner

Kristina wohnt in Neukirchen im Erzgebirge. Die frühere Archivarin und Fallmanagerin ist als Volunteer für Chemnitz 2025 auf zahlreichen Veranstaltungen unterwegs. Außerdem schreibt sie sehr gern: Daher kam auch ihr die Idee, die Erfahrungen der Volunteers zu sammeln - der Startschuss für die Freiwilligenredaktion.

Ohne großen Aufwand war am 20.06.2024 ein Areal unmittelbar vor der Rosa-Luxemburg-Schule auf dem Brühl zu einer Bühne geworden. Keine Bühnenplatten, keine Überdachung, keine Seitenwände – nichts dergleichen. Es reichte eine kleine Tonanlage mit entsprechender Verkabelung. Diese als großes Quadrat verlegt – fertig war die Bühne. So einfach kann's gehen!  

Das Programm TANZ I MODERNE I TANZ (Internationales Festival für zeitgenössischen Tanz) sah für den 20. Juni in der Zeit von 17.30 Uhr bis 20.20 Uhr zwei Auftritte der Company Chameleon vor. Bereits am Tag vorher wurde darüber informiert, dass der dritte Programmteil „Tango4You“, der zum Mittanzen gedacht war, leider ausfallen muss. Gegen 18:00 Uhr näherte ich mich dem Brühl und hörte schon von Weitem den Abschlussapplaus für die erste Darbietung.  

Zwischen den beiden Auftritten der Company war durch den Ausfall von „Tango4You“ eine zweistündige Pause zu überbrücken. Die Zuschauer des ersten Teils des Programms verließen nach und nach die Straße. Bis zum Eintreffen der nächsten Zuschauer war, genügend Zeit für Kontakte und Gespräche mit interessierten Menschen. Einige Zuschauer, vorübergehende und auch wir drei Freiwilligen schauten den Tänzern zu, wie sie ihre Übungen zur Aufwärmung oder auch Entspannung – so vermutete ich - machten. Ich staunte nicht schlecht, als die zwei Tänzerinnen der folgenden Darbietung ihre Übungen mangels anderer Möglichkeiten auf dem kalten Straßenpflaster und auf halbrunden Betonkugeln machten. 

Das Aufgabenspektrum für uns Freiwillige hielt sich in Grenzen: Flyer waren zu verteilen, während des laufenden Programms eventuell über die „Bühne“ laufende Kinder galt es im Blick zu haben. Vor dem Auftritt wurde Heidi kurzerhand ein Besen in die Hand gedrückt. Wie selbstverständlich fegte sie sorgsam die Auftrittsfläche. Die Tänzerinnen sollten ihre Performance schließlich gefahrlos überstehen. 

Apropos Gespräche: Ich begegnete bei diesem Event zwei früheren Arbeitskolleginnen. Solche Zufälle sind bei Volunteer - Einsätzen immer wieder ein schöner Nebeneffekt. 

Frau Sabrina Sadowska, Ballettdirektorin der städtischen Theater Chemnitz und Direktorin des Festivals TANZ I MODERNE I TANZ, unterhielt sich angeregt mit drei ballettbegeisterten Besucherinnen. 

Fast zeitgleich kam ich mit Adrian Wanliss ins Plaudern. Er ist Referent der Ballettdirektion des städtischen Theaters Chemnitz. Aus Jamaika stammend, ist er mittlerweile begeisterter Chemnitzer. 

„Oh Jamaika! Reggae!“, platzte es aus mir heraus. „Ja, Bob Marley“, gab er lächelnd zurück. 

Während des Festivals war Adrian wohl so etwas wie die rechte Hand von Frau Sadowska. Schnell waren wir uns einig, dass der Brühl ideale Bedingungen für weitere Events dieser Art bietet. Diese Erkenntnis ist keineswegs neu, wie wir wissen. Wenn diese traditionsreiche Straße während des Kulturhauptstadtprozesses sowie danach nicht wieder zum Leben erweckt werden würde – ja dann weiß ich auch nicht. In anderen Ländern, zum Beispiel in südlichen oder lateinamerikanischen, hätten die Menschen nicht lange gewartet und die zweistündige Pause mit temperamentvollen Tänzen überbrückt. Adrian gab mir recht. Ich will nicht gleich übertreiben. So feurig und spontan sind wir nun mal nicht oft, es sei denn, es ist - wie jetzt gerade - Fußballeuropameisterschaft. Aber noch ist nicht aller Tage Abend. Unter den vielen geplanten Projekten für 2025 sind mit Sicherheit auch Events für den Brühl dabei.  

Langsam hatte sich das Areal rund um die „Bühne“ wieder mit Zuschauern gefüllt. Noch fünfzehn. 

Minuten waren es bis zum Beginn. Wir verteilten noch einmal Programmhefte des Festivals. Manch enttäuschten Tangoliebhaber vertrösteten wir auf den nächsten Tag und damit auf die Fête de la Musique Chemnitz.

20 Uhr: Die beiden Tänzerinnen zogen die Zuschauer in ihren Bann. Nach dem 20-minütigen Programm applaudierten auch wir begeistert. 

Zum Abbau der „Bühne“ brauchte man uns nicht. Mit einem herzlichen „Dankeschön“ und einem „Bis zum nächsten Mal“ verabschiedeten wir uns.    

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