Größte permanente Ganzfeld-Lichtinstallation von James Turrell eröffnet

James Turrell, Beyond Horizons 2025, 2025; Courtesy: Häusler Contemporary Zürich AG, Foto: Florian Holzherr

In Oelsnitz/Erzgeb. wurde am 28.11.2025 die neue permanente und raumumfassende Lichtinstallation „Beyond Horizons 2025“ von James Turrell eröffnet. Zum Abschluss des Kulturhauptstadtjahres ist die Arbeit des US-amerikanischen Künstlers der glanzvolle Höhepunkt des Kunst- und Skulpturenweges PURPLE PATH, eines der großen Hauptprojekte der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025.

Das speziell für eine brachliegende Industriehalle auf dem Gelände eines ehemaligen Steinkohlebergwerks in Oelsnitz/Erzgeb. konzipierte Werk „Beyond Horizons 2025“ bietet ein einmaliges Lichterlebnis: Besucher:innen werden Teil einer schattenlosen Installation aus farbigem Licht, die das Gefühl von Zeit und Raum aufzulösen scheint. Die Arbeit knüpft an Turrells kontinuierliche Erforschung von Licht, Raum und Wahrnehmung an und ist das bislang größte, permanente „Ganzfeld“ des international renommierten Künstlers. 

Die dreischiffige ehemalige Industriehalle, die dem Lichtraum als Ausstellungsgebäude dient, wurde vom Büro H2 ARCHITEKTUR by hendrik heine aus Lichtenstein im Auftrag der Stadt Oelsnitz/Erzgeb. transformiert und formuliert eine vollständig neue Idee der Denkmalpflege. Dafür wurde das Stahlskelett der ehemals 1.600 Quadratmeter großen Halle abgetragen, restauriert und samt Kranbahn neu aufgerichtet.  

Für die Baumaßnahme zur Transformation der Halle erhielt die Stadt Oelsnitz/Erzgeb. eine Förderung aus Landes- und Bundesmitteln, ausgereicht vom Sächsischen Staatsministerium für Infrastruktur und Landesentwicklung. Staatsministerin Regina Kraushaar zeigt sich beeindruckt vom Ergebnis: „Aus einer ehemaligen Industriehalle entsteht mit der Lichtinstallation von James Turrell ein Ort für Weltkunst. Damit zeigt die Halle 18, dass im Erzgebirge eine ganz neuartige Kultur- und Tourismuslandschaft entsteht. Entlang des Purple Path ist hier in Oelsnitz ein Anziehungspunkt mit internationaler Strahlkraft entstanden, der auch die Geschichte des Bergbaus im Erzgebirge erzählt und damit auf ganz neue Weise die kostbaren Traditionen, die es hier gibt, bewahrt. Mit insgesamt 4,25 Millionen Euro unterstützen wir dieses Kunstwerk ganz bewusst. Ich danke den Partnern vor Ort! Gemeinsam schaffen wir neue Perspektiven für und auf die Region.“

 

Das Ganzfeld „Beyond Horizons 2025“
James Turrells Werktypus „Ganzfeld” bezeichnet immersive Lichtinstallationen, in denen durch homogenes, farbiges Licht und das Fehlen visueller Grenzen eine vollständige Auflösung räumlicher Orientierung entsteht. Der Begriff „Ganzfeld“ stammt aus der Wahrnehmungspsychologie und beschreibt einen Zustand, in dem das Auge keine Unterschiede oder Tiefeninformationen mehr wahrnimmt. Turrell nutzt dieses Prinzip, um das Sehen selbst als sinnliches und meditatives Erlebnis erfahrbar zu machen und die Wahrnehmung von Licht und Raum grundlegend zu verändern.  

Das neue Werk besteht aus zwei miteinander verbundenen Bereichen in bisher einmaligen Umfang: dem sogenannten Viewing Space von 16 Metern Tiefe, 7,5 Metern Höhe und 10 Metern Breite sowie dem Sensing Space von 4 Metern Tiefe, 9,5 Metern Höhe und 11 Metern Breite. Der Viewing Space dient als erster Wahrnehmungsraum, in dem die Betrachtenden das Lichtfeld betreten und erleben, während der Sensing Space als räumlich offener Bereich die Auflösung von Wänden, Boden und Decke ermöglicht und den „Ganzfeld”-Effekt verstärkt. Das in zwölf Abschnitte gegliederte, speziell vom Künstler entworfene Lichtprogramm verändert sich über eine Stunde hinweg in Farbe und Intensität und ermöglicht den Betrachtenden eine kontinuierliche Raumerfahrung.

Zum Künstler
James Turrell (*1943) ist einer der bedeutendsten Land-Art-Künstler unserer Zeit. In einer Quäkerfamilie wuchs er in streng religiösen Verhältnissen auf. Im Zentrum des Glaubens der Quäker steht das innere Licht. Diese Idee speist die Arbeit James Turrells bis heute. Seine Arbeit an Lichträumen begann er 1966.  
Seit den 1980er Jahren realisiert Turrell „Skyspaces“, begehbare Skulpturen, die im Spannungsverhältnis von Licht und Raum einen Blick in den Himmel freigeben. Seit den 1970er Jahren arbeitet der Künstler an seinem Hauptwerk, einem System von Räumen, Stollen und Schächten unter der Erde im „Roden Crater“, einem erloschenen Vulkankrater in der Wüste Arizonas. 
Wichtige Arbeiten von Turrell wurden in Häusern wie dem Solomon R. Guggenheim Museum, New York oder auf der japanischen Kunst-Insel Naoshima installiert und gezeigt.  

↗ Pressefotos: James Turrell, Beyond Horizons 2025
↗ James Turrel, Beyond Horizons auf purple-path.de

Informationen für den Besuch vor Ort 
Das Werk befindet sich auf dem Gelände der KohleWelt – Museum Steinkohlenbergbau Sachsen in Oelsnitz/Erzgeb.
Zeitfenster-Tickets können über den Online-Ticketshop gebucht werden.
Die Besucherzahl ist pro Zeitfenster auf etwa zehn Personen begrenzt, um ein intensives Licht- und Raumerlebnis zu ermöglichen.
An jedem ersten Mittwoch im Monat haben Besucher:innen die Möglichkeit, an den Vormittagen ein kostenfreies Zeitfenster zu buchen.

Weitere Besucherinformationen & Link zur Ticketbuchung

Der Kunst- und Skulpturenweg PURPLE PATH
Der von Kurator Alexander Ochs konzipierte Kunst- und Skulpturenweg PURPLE PATH ist eines der großen bleibenden Projekte der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025. Mit den Arbeiten von über 60 internationalen und regionalen Künstler:innen ist seit 2022 zwischen Chemnitz und den 38 Kommunen der Kulturhauptstadtregion eine einzigartige Ausstellung zeitgenössischer Kunst in öffentlichen Räumen und damit ein symbolisches Band zwischen diesen Orten entstanden. 
Zu Werken am PURPLE PATH gehören u.a. Arbeiten von Alice Aycock, Sean Scully, Olaf Holzapfel, Bettina Pousttchi, Jay Gard, Tony Cragg, Leiko Ikemura, Friedrich Kunath, Osmar Osten, Jeppe Hein und Nevin Aladağ. Die Arbeiten stellen über ihre Form, ihre Materialität oder Entstehungsgeschichte einen Bezug her zu den jeweiligen Orten, an denen sie installiert wurden und schaffen dort eine Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft her.  

Der in der Region vor mehr als 860 Jahren beginnende Bergbau, die folgende Industrialisierung und deren Untergang, der Wechsel der politischen Systeme, gab dem PURPLE PATH seine Geschichte, seine Energie und sein verbindendes Narrativ: „Alles kommt vom Berg her“. 
Zu finden sind die Kunstwerke an und in Bahnhöfen oder Kirchen, auf ehemaligen Bergbau- und Industriebrachen, auf Wiesen, in Bächen und Weihern, in Parks und auf Stadtplätzen.  

Zusätzlich zu den dauerhaft installierten Arbeiten, haben erfolgreiche temporäre Ausstellungen im Kulturhauptstadtjahr stattgefunden. Dazu gehörte beispielsweise die Spiegelinstallation „The Universe in a Pearl“ von Rebecca Horn in der Hospitalkirche St. Georg im erzgebirgischen Lößnitz mit gut 20.000 Besucher:innen seit Frühjahr 2025. Die Arbeit ist noch bis zum 30. November zu sehen. Die Ausstellung „Verstrickungen: Zur Rolle des Textilen in Kunst und Gesellschaft“ mit Positionen aus der Kunstsammlung des ifa-Institut für Auslandbeziehungen lockte über 13.000 Gäste in den dafür neu eröffneten Kunstbahnhof im mittelsächsischen Flöha.  
Die Ausstellung „John Cage. Museumcircle“ zeigte über 16.000 Besucher:innen die museale Vielfalt und Geschichte der Kulturhauptstadtregion im Industriemuseum Chemnitz. 53 Museen aus Chemnitz und Region waren involviert und haben Ausstellungsstücke beigesteuert.

Insgesamt präsentierte der Kunst- und Skulpturenweg PURPLE PATH im Jahr 2025 Arbeiten von über 90 Künstler:innen, permanent und temporär, an insgesamt 70 Orten in Chemnitz und 38 Gemeinden des Erzgebirges, Mittelsachsens und des Zwickauer Lands.

 

Kulturhauptstadt Europas Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Freistaat Sachsen Kulturhauptstadt Europas

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes und durch Bundesmittel des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie durch Mittel der Stadt Chemnitz.