In der Freiwilligenredaktion veröffentlichen Volunteers für Chemnitz 2025 Berichte von ihren Erlebnissen, Einsätzen und Erfahrungen rund um die Kulturhauptstadt Europas.
Andrea lebt in Chemnitz. Vor ihrem Ruhestand hat sie als Lehrerin gearbeitet. Daher besitzt sie ein gutes Sprachgefühl und ein Auge fürs Detail - alles Eigenschaften, die sie als Lektorin in der Freiwilligenredaktion von Chemnitz 2025 einbringt.
Eine Stadt am Wasser hat etwas Magisches. Es ist toll, am Ufer zu spazieren und den Blick schweifen zu lassen, die Menschen zu beobachten, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Das ist in Paris am Ufer der Seine möglich, in Leipzig kann man auf den Kanälen paddeln, in Dresden mit dem Schiff fahren. Aber in Chemnitz? Auf Anhieb fällt mir dazu nur sehr wenig ein.
Deshalb bin ich sofort dabei, als eine Stadtführung mit dem Titel „Tour Fluss“ im Rahmen der Kulturhauptstadt angeboten wird. Am 09. März 2024 findet sie mit Stadtführerin Ramona Wagner statt.
Los geht es an diesem Samstag 13.30 Uhr im Innenhof der Schmidtbank-Passage. Dort warten mit mir gemeinsam 38 Interessierte auf den Start dieser Tour, die jedoch ganz anders werden sollte, als es der Titel der Tour vermuten lässt.
Nach der Begrüßung durch Frau Wagner erhalten wir ausführliche Informationen zum Thema Kulturhauptstadt. Hier sind wir auch ganz nah an den Machern, dem Team Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 gGmbH, sie haben ihre Büros gleich nebenan.
Zu Fuß geht es weiter Richtung Chemnitzfluss. Aber der spielt keine Rolle. Uns wird stattdessen das Projekt Hartmannfabrik vorgestellt. In dieses sanierte Gebäude wird Anfang Mai die gGmbH einziehen und hier wird auch im Jahr 2025 die Anlaufstelle für die Gäste unserer Stadt sein. Nach vielen interessanten Informationen, auch zur Person Richard Hartmanns und seinen Lokomotiven, erwarte ich nun endlich eine sprachliche Überleitung zum Thema Fluss, aber sie kommt nicht! Ich merke, dass auch andere erstaunt reagieren, als wir die Info erhalten, dass wir gleich mit dem Bus der Linie 32 Richtung Rottluff unterwegs sein werden. Wo bleibt die Verbindung zum Fluss? Am Seeberplatz hätte ich sie gefunden, die Treppen am Ufer der Chemnitz laden zum Verweilen ein.
Auf dem Weg zur Haltestelle blicke ich in Richtung Schlossteich, von dem ich heute noch erfahren werde, dass er durch den Pleißenbach gespeist wird. Ich nehme mir vor, dass ich meine persönlichen Gäste im Kulturhauptstadtjahr auch unbedingt hierherführen werde. Boot fahren, Eis essen, auf einer Bank ausruhen, mit Leuten ins Gespräch kommen – genau der richtige Ort dafür, und am Wasser!
Der Bus bringt uns zum ehemaligen Altendorfer Güterbahnhof, der derzeit eine riesige Baustelle ist. Frau Wagner erklärt, dass an seiner Stelle der Stadtteilpark Pleißenbach entsteht, ein Ort für die Anwohner, für Gäste, für Begegnungen. Ich bin begeistert, denn das ist es, was ich mir so gewünscht habe – die Verbindung zu Chemnitz‘ Flüssen. Der Bach ist mit seinen 20 km der längste Zufluss der Chemnitz. Im Rahmen der Renaturierung wird er endlich wieder sein ursprüngliches Flussbett erhalten und darf durch Chemnitz mäandern. Hier könnte mein Traum wahr werden! Chemnitz, eine Stadt am Fluss!
Unsere letzte Station ist einem großen Sohn unserer Stadt gewidmet, Karl Schmidt-Rottluff. Sein Geburtshaus, eine alte Mühle, wird von einem Verein mit viel Herzblut zu einem Museum umgebaut. Man ahnt, wieviel Fleiß und Mühe hier nötig waren und sind, um den Gästen diesen Künstler näher bringen zu können.
Nach ca. 2 Stunden verabschiedet sich Frau Wagner und ich bin sehr dankbar für die Informationen und vor allem Eindrücke dieses Tages. Ich werde mit Sicherheit an weiteren Touren teilnehmen, denn was ich heute gehört und gesehen habe, begeistert mich und bringt mich meiner Stadt noch näher.
Um auf meine Frage vom Anfang zurückzukommen „Aber in Chemnitz?“, kann ich nun eine Antwort geben: Unsere Stadt hat Potential und viele kluge Köpfe und mit der erfolgreichen Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025 wurde sie aus einem Dornröschenschlaf geweckt und braucht keine Vergleiche mehr zu scheuen. Und noch eine letzte Überlegung zum Thema „Fluss“: In Fluss kommen heißt auch, etwas bewegen, verändern und genau das passiert in unserer Stadt. Vielleicht hätte ich das Motto der Stadtführung doch nicht zu begrenzt sehen sollen.
Vielen Dank Frau Wagner!