Die Idee hinter dem Festival war ebenso poetisch wie programmatisch und stammt direkt aus dem jungen Festivalteam selbst. Jeder Festivaltag stand unter einem eigenen Motto – Roots, Break Out, Sprout, Bloom und Afterbloom. So entfaltete sich im Verlauf des Festivals die Metapher einer wachsenden Pflanze, Sinnbild für die Emanzipation und Selbstermächtigung junger Menschen in Chemnitz. Vom Wurzeln-Schlagen über das Durchbrechen des Bodens bis hin zum Aufblühen und zum ruhigen Nachklang spiegelte jeder Tag eine Phase des Aufbruchs wider.
Der Auftakt am Mittwoch, Roots, machte den Festivalgeist greifbar. Bei der OstVISIONKonferenz der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung im Garagencampus diskutierten junge Festivalmacher:innen mit politischen Vertreterinnen wie Petra Köpping und Susann Rüthrich über kulturelle Räume und neue Formen der Jugendpartizipation. Beim Panel „How to Keep Blooming“ in der Hartmannfabrik ging es um europäische Vernetzung, Jugendbeteiligung und die Zukunftsvisionen junger Menschen zum Betonblühen Festival, mit dem Ziel, das Festival auch über 2025 hinaus in Chemnitz zu verankern.
Was am ersten Tag als Austausch begann, wurde an den folgenden Tagen zur Praxis. Unter dem Motto Break Out füllte Tanz, Sport und Bewegung die Stadt – vom Yoga über Straßenfußball bis zu Lesungen und Poetry Slams, die zeigten, wie vielseitig junge Stimmen in Chemnitz sind.
Am Freitag setzte Sprout den kreativen Wachstumsschub. Im Weltecho wurde gesprüht, genäht, gestaltet. Zum Beispiel konnten junge Menschen beim Workshop von C Your Power selbst zur Spraydose greifen und graue Wände in farbige Botschaften verwandeln. In der Modenschau von Threads of Unity präsentierten junge Menschen Jacken, die sie in den Wochen zuvor im Austausch mit ehemaligen Textilnäher*innen aus der ehemaligen DDR entworfen und gefertigt hatten – ein generationenübergreifendes Projekt, das Wissen, Handwerk und neue Ideen verband. Die entstandenen Stücke waren anschließend in einer Ausstellung zu sehen. Auch im Museum Gunzenhauser wurde experimentiert: In verschiedenen Workshops traf klassische Kunst auf DJ-Sets und Schreibwerkstätten. In einem Songwriting-Workshop konnten junge Menschen gemeinsam Texte entwickeln und unter der Leitung der Chemnitzer Musikerin Selma Juhran einen eigenen Zugang zum Musikmachen finden. Zudem las Batul Al Aidi, erfolgreiche Chemnitzer Tänzerin und Leiterin des Tanzstudios „Soul Studios“, aus dem neu erschienenen Buch „Out of Line“, das von ihrer Lebensgeschichte inspiriert ist. Außerdem konnten Besucher*innen an einem Schreibworkshop teilnehmen oder eine Poetry-Slam-Veranstaltung besuchen.
Am Samstag erreichte das Festival unter dem Motto Bloom einen Höhepunkt. Zwischen Transit Club und Atomino wanderte das Publikum von Workshop zu Konzert zu Clubnacht – von Indie über Hip-Hop bis zu elektronischen Beats. Mit starken Live-Shows heizten unter anderem Yung Pepp, rémi.fr und Skrt Cobain ordentlich ein, danach wurde bis in die frühen Morgenstunden zu unterschiedlichster Musik verschiedener DJs weitergefeiert.
Am Sonntag, beim Abschluss Afterbloom, stand das Festival im Zeichen der Begegnung und des gemeinsamen Rückblicks auf die inspirierenden letzten Tage. Im Atomino entstand ein Hangout-Areal mit Kunstmarkt, Streetart, Smoothie-Bike und Speedfriending. Außerdem präsentierte die preisgekrönte Initiative Grand Beauty ihren Salon und bot offene Begegnungsräume rund um das Thema Schönheit, in denen Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte zusammenkamen. Ein ruhiger, aber energiegeladener Ausklang mit spürbarer Aufbruchsstimmung für das, was kommen soll.
Eines wurde in diesen fünf Tagen deutlich: Betonblühen soll keine einmalige Sache bleiben. Viele Beteiligte wünschen sich, dass das Festival fortgeführt wird. Eine frische Pflanze wächst in Chemnitz heran und schlägt tiefe Wurzeln.