Der Kulturhauptstadt-Prozess

Chemnitz ist die Stadt der Macher:innen. Belege dafür bietet die Geschichte – auch der Bewerbungsprozess wurde von Beginn an durch viele unermüdliche Akteur:innen, ehrenamtlich Engagierte und bürgerschaftliche Initiativen getragen. So setzt die Bewerbung nicht von ungefähr auf das Machen, auf DIY (Do It Yourself), auf “Künstler:in in Dir”, Autodidakt:innen und auf den kreativen Prozess. 

Das gemeinsame Machen ist der Schritt aufeinander zu in einer europäischen Gesellschaft, die den konstruktiven Austausch in Diskussionen zunehmend scheut. Vor allem in Osteuropa hat die Brutalität und Geschwindigkeit des Wandels in den letzten 30 Jahren viele Verletzung hinterlassen, die im Verbogenen nachwirken. So haben sich unzählige Menschen aus der politischen Debatte zurückgezogen. Während extreme politische Meinungen lauter werden, wie etwa im August 2018 in Chemnitz, schweigt die Mitte. Chemnitz 2025 möchte diese „stille Mitte“ ermutigen, sich wieder einzumischen: in den Nachbarschaften, in den Städten, in den Regionen Europas. Denn für die Herausforderung in Europa braucht es aktive Europäer:innen: im Kampf gegen den Klimawandel, im Umgang mit dem demografischen Wandel, bei der Eindämmung der sozialen und wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie. 

Chemnitz 2025 wird diesen aktiven Europäer:innen zur Selbstwirksamkeit verhelfen: mit der Plattform maker-space.eu, einem innovativen digitalen Werkzeug, das analoge und digitale Aktivitäten zusammenbringt, den internationalen Austausch fördert, hybride Projekte ermöglicht und Netzwerke schafft. Mit einem breit angelegten Workshop- und Schulungsprogramm wird die Hartmannfabrik in den nächsten Jahren zum Anlaufpunkt für Macher:innen, zum Experimentierraum, zum Ausgangspunkt für die Akademie der Autodidakt:innen, zum wissenschaftlichen Zentrum im Bereich Rechtsextremismus und zum lebendigen Archiv. Im Jahr 2025 wird dort auch das Besuchs- und Informationszentrum der Europäischen Kulturhauptstadt zu finden sein. 

Mit dem Motto C the Unseen richtet Chemnitz 2025 den Blick auf Ungesehenes: Auf das Überraschende, das Neue – wie es nie zuvor sichtbar wurde. Auf die Ungesehenen der „stillen Mitte“ genauso wie die Ausgegrenzten. Auf die ungesehene Stadt, die ungesehenen europäischen Nachbar:innen, die ungesehenen Orte und Biografien, die ungesehenen Talente in jedem Einzelnen. Das Programm bezieht darüber hinaus jede andere ungesehene Stadt oder Region in Europa ein, die ein starkes Statement für ein demokratisches Miteinander beisteuert – und ganz besonders sollen die Menschen gesehen werden, die im kreativen Prozess mithelfen, eine weltoffene diverse Gemeinschaft über Ländergrenzen hinweg zu leben.

Handbuch Chemnitz 2025

Das Handbuch Chemnitz 2025 – Strategische Grundlagen für eine Europäische Kulturhauptstadt der Macher:innen hält alle Grundprinzipien fest, die sich aus dem Bewerbungsbuch für die strategische Planung und Produktion ergeben. Es soll allen Kulturhauptstadt-Macher:innen als Richtlinie für die Aktivierung von Potenzialen dienen: allen voran der gGmbH, aber auch den Mitstreiter:innen auf dem Weg zur Kulturhauptstadt. Das Handbuch stellt jene Konzepte und Schlüsselaspekte vor, die von essenzieller Bedeutung für den kurz- und langfristigen Erfolg des gemeinsamen Vorhabens Kulturhauptstadt sind.

Das Handbuch Chemnitz 2025 finden Sie hier als PDF-Dokument. 

Wir sind Kulturhauptstadt Europas

Der Titel Kulturhauptstadt Europas wird seit 1985 jeweils für ein Jahr verliehen. Die Europäische Kulturhauptstadt 2025 wurde 2020 nach einem mehrstufigen Bewerbungsverfahren vom Rat der Europäischen Union ernannt – zwei Städte Europas tragen pro Jahr diesen Titel. 2025 stellen Deutschland mit Chemnitz und Slowenien mit Nova Gorica die Europäische Kulturhauptstadt. 

Die offizielle Bewerbungsphase für die Städte in Deutschland begann am 24. September 2018. Im Dezember 2019 hat es Chemnitz auf die Shortlist geschafft und die finale Entscheidung wurde im Oktober 2020 getroffen. Die Europäische Kommission begleitet den gesamten Auswahlprozess. In Deutschland trugen zuletzt West-Berlin (1988), Weimar (1999) und Essen/Ruhr (2010) den Titel. 

Von der Bewerbung zum Kulturhauptstadtjahr

Für die erste Stufe der Bewerbung, die vom September 2018 bis September 2019 andauerte, ist das sogenannte BidBook entstanden. Das hat die Jury so überzeugt, dass es Chemnitz in die engere Auswahl deutscher Städte geschafft hat. In einer zweiten Runde entstand die Bewerbungsmappe, die schließlich die Kulturstrategie für Chemnitz 2025 vorgibt. Diese finden Sie hier als PDF-Dokument.

Wie funktioniert Kulturhauptstadt?

Die Kulturhauptstadt ist kein Zustand, sondern ein Prozess. Um diesen Titel zu tragen, müssen Städte ein schlüssiges Konzept vorlegen, wie sie die Kultur zum Motor der Stadtentwicklung machen. Wie ein kreatives Klima zum Nährboden für das urbane Leben der Zukunft wird. Und wie sie als Stadt in Europa zur europäischen Stadt werden. Jahr für Jahr machen das zwei europäische Städte exemplarisch vor. Von allen lässt sich lernen, egal ob sie Glasgow, Marseille, Pilsen, Breslau, Leeuwarden oder Valetta heißen. Denn sie alle haben sich auf dem Weg zu ihrem Kulturhauptstadtjahr ihrer regionalen Besonderheiten und Probleme vergewissert und sie in ein neues Selbstverständnis münden lassen: innerhalb der eigenen städtischen Bevölkerung und innerhalb Europas. Dabei geht es nicht um ein Fest für 365 Tage, sondern um eine nachhaltige Strategie mit einjährigem Zwischenhoch.

Wie passt das zu Chemnitz?

Auch Chemnitz hat sich auf diesen herausfordernden Weg begeben, denn die Stadt will nicht nur für anspruchsvolle Arbeitsplätze und erfolgreiche Unternehmen stehen, sondern viel stärker auch dem großen kreativen Potential und der kulturellen Vielfalt zum Durchbruch verhelfen. Manche nennen dieses Vorhaben schlicht Blödsinn, andere eine schöne Vision – und viele sehen es jetzt schon als eine große Chance. Eine lohnende Reise für alle Chemnitzer:innen mit Lust auf Veränderung. Wie wollen wir leben? Wie wollen wir arbeiten? Wie gestalten wir die städtischen Räume? Was hat die Geschichte für einen Einfluss auf unsere Identität? Alles Fragen, die sich die Stadtgesellschaft stellen muss, um die Zukunft nach eigenen Wünschen bewusst zu gestalten. 

Kulturhauptstadt Europas Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Freistaat Sachsen Kulturhauptstadt Europas

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts und durch die Bundesmittel der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.