Freiwilligenbericht: Eine italienische Freiwillige in Chemnitz

Eine ältere Frau mit grauem Haar, Sonnenbrille und einem schwarzen Langarmshirt mit weiß-rotem Text lächelt, während sie draußen auf einem Stadtplatz mit historischen Gebäuden im Hintergrund steht.
Foto: Bela Bender

In der Freiwilligenredaktion veröffentlichen Volunteers für Chemnitz 2025 Berichte von ihren Erlebnissen, Einsätzen und Erfahrungen rund um die Kulturhauptstadt Europas.

Maria ist Italienerin und lebt seit etwa 6 Jahren in Chemnitz. Da ihre Tochter im Naturkundemuseum gearbeitet hat, hat sie die Stadt kennen und lieben gelernt. 2019 ist die Familie nach Chemnitz umgezogen, da sie das Potenzial der Stadt schon damals gesehen haben, getreu dem Motto “C the unseen”. Seit 2023 arbeitet Maria als Freiwillige für die Kulturhauptstadt und bereitet mit ihrer Muttersprache, aber auch mit Charme und guter Laune, den Gästen einen angenehmen Empfang.

Ich möchte betonen, dass wir als Familie das Potenzial von Chemnitz sofort erkannt haben, daher hat es mich nicht überrascht, dass die Stadt zur Kulturhauptstadt Europas ernannt wurde. Schon damals konnten wir „das Unsichtbare sehen“, so der Titel des Projekts.

Mein Abenteuer als Freiwillige bei der Kulturhauptstadt Europas begann im Jahr 2023. Die ersten Personen, die ich kennenlernte, waren Dirk Zinner, Leiter des Freiwilligenprogramms, Delfina Zdebel, Assistentin im Freiwilligenprogramm, und Mareike Holfeld, Leiterin Presse und Kommunikation. Dirk hat die anspruchsvolle Aufgabe, etwa tausend Freiwillige zu koordinieren. Ich muss sagen, dass er seine Aufgabe mit viel Geduld und Professionalität erfüllt.

Jetzt möchte ich jedoch von meinen Erfahrungen berichten und schildern, was ich bei meiner Freiwilligenarbeit empfinde. Zunächst einmal gefällt mir die Bedeutung des Begriffs „ehrenamtlich“, was wörtlich übersetzt „mit Ehre arbeiten“ bedeutet. Dieses Wort hat eine tiefe Bedeutung.

Ich mag dieses Projekt nicht nur, weil ich dazu beitragen kann, meine schöne Stadt aufzuwerten, sondern auch, weil ich jedes Mal etwas anderes mache, neue Leute kennenlerne und meine Deutschkenntnisse dabei verbessern kann.

Nun komme ich zum heiklen Punkt. Meine täglichen Schwierigkeiten liegen im Verstehen und Sprechen dieser Sprache, die mir sehr gefällt, die aber ausgesprochen schwierig ist.

Bevor ich nach Deutschland kam, besuchte ich einen „Überlebensdeutschkurs“, 20 Stunden, um das Nötigste zu lernen: das Alphabet, die Zahlen, die Uhrzeiten und einige nützliche Verben für die Fortbewegung, wie zum Beispiel ankommen, abfahren, einsteigen, aussteigen und umsteigen.

Heute lerne ich online, aber das reicht nicht aus, da ich natürlich Standarddeutsch lerne, aber hier in Sachsen sprechen die meisten Menschen anders.

Meine Kollegen sind sehr nett und vor allem geduldig, sie kennen meine Schwierigkeiten und helfen mir bei der Kommunikation, wobei sie mir natürlich die Aufgabe überlassen, mit meinen Landsleuten auf Italienisch zu kommunizieren. Bisher hatte ich viele Gelegenheiten, sie in dieser wunderschönen Stadt willkommen zu heißen. Aber darüber werde ich in einem späteren Artikel berichten.

Apropos Missverständnisse, ich möchte eine lustige Begebenheit erzählen. Am 25. Oktober 2024 wurde anlässlich der Einweihung der Hartmannfabrik ein Foto mit allen (oder fast allen) Freiwilligen gemacht. Leider hatte ich an diesem Tag eine wichtige Verpflichtung und konnte nicht dabei sein. Aber man sagte uns: „Wir machen noch ein Foto mit allen zusammen.“ Als ich dann Ende November einen Anruf erhielt, in dem ich zu einem Fotoshooting am nächsten Tag eingeladen wurde, dachte ich sofort, dass es sich um das Gruppenfoto handeln müsse.

Es war ein sehr kalter Tag, und Valentin, der Kostümbildner, hatte mir empfohlen mich warm anzuziehen.

Als ich am Treffpunkt, dem Theaterplatz in Chemnitz, ankam, waren fünf Personen anwesend: der Fotograf, der Lichttechniker, der Regisseur, der Kostümbildner und der Assistent des Fotografen. Meine erste Frage war: „Wo sind die anderen?“ Die Antwort lautete: „Es sind keine anderen da. Bis 12 Uhr sind Sie allein, wir machen ein komplettes Fotoshooting und ein Video.“ Ich war verwirrt und fragte: „Aber warum ich? Warum haben Sie nicht eine jüngere und schönere Person gesucht?“ Die Antwort war überraschend: „Weil das Projekt mit authentischen Menschen aller Altersgruppen und Nationalitäten gemacht wird.“ Kurz vor 12 Uhr kam Jörg, ein weiterer Freiwilliger in meinem Alter. Ich bewunderte seinen Mut. Ich habe nie erfahren, ob auch er wie ich einem Missverständnis aufgesessen war oder sich bewusst für ein individuelles Fotoshooting gemeldet hatte. Wie Sie sehen können, sind unsere Fotos Teil des Online-Shops der Kulturhauptstadt Europas und wurden in den sozialen Netzwerken veröffentlicht. Das Lustigste hätte ich beinahe vergessen: Ich konnte mir aussuchen, welches T-Shirt ich anziehen wollte, und trotz der Kälte habe ich mich nicht erkältet.

Kulturhauptstadt Europas Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Freistaat Sachsen Kulturhauptstadt Europas

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes und durch Bundesmittel der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie durch Mittel der Stadt Chemnitz.