Freiwilligenbericht: Überraschende Begegnungen

Eine Gruppe von Menschen steht in der Eingangshalle eines Gebäudes und unterhält sich. Eine Person trägt eine Weste mit der Aufschrift „Freiwillige:r“. Die Atmosphäre ist entspannt; andere sind versammelt oder gehen auf eine Treppe im Hintergrund zu. Kugelförmige Lichter hängen von der Decke.
Foto: Peter Rossner

In der Freiwilligenredaktion veröffentlichen Volunteers für Chemnitz 2025 Berichte von ihren Erlebnissen, Einsätzen und Erfahrungen rund um die Kulturhauptstadt Europas. 

Kristina wohnt in Neukirchen im Erzgebirge. Die frühere Archivarin und Fallmanagerin ist als Volunteer für Chemnitz 2025 auf zahlreichen Veranstaltungen unterwegs. Außerdem schreibt sie sehr gern. Daher kam ihr die Idee, die Erfahrungen der Volunteers zu sammeln - der Startschuss für die Freiwilligenredaktion.

Wie üblich ging es am 26.3.2025 erst einmal zum Bäcker. Den Kinobesuchern eine kleine Stärkung zu reichen, hat schon Tradition.

Vor dem Kino Metropol Chemnitz warteten bereits viele Menschen auf Einlass. Der monatlich am letzten Mittwoch stattfindende Kinovormittag ist vor allem auf Interessen älterer Menschen abgestimmt. Das „Team Generation“ der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 gGmbH und das Kino Metropol Chemnitz sind Initiatoren dieser Filmreihe. Auf dem Programm stand die Komödie „Toni und Helene“.

Worum geht es in diesem Film? Helene, eine einst gefeierte Theaterdiva, lebt zurückgezogen in einer Seniorenresidenz. Mit weit über 80 und der Diagnose einer unheilbaren Krankheit hat sie sich bereits einen Termin für Sterbehilfe organisiert. Zufällig trifft Helene auf die patente Lebenskünstlerin Toni. Die anfängliche Abneigung der beiden unfreiwilligen Zimmernachbarinnen weicht langsam einer “ziemlich besten” Freundschaft und so sitzt das ungleiche Damen-Duo bald im stattlichen Oldtimer und fährt gen Schweiz. Dass Toni keinen Führerschein besitzt, die beiden aber wohlbehalten in einer Sterbeklinik in Zürich ankommen, birgt reichlich Stoff für Satire, Dramatik, Turbulenzen und Bewährungsproben. Toni und Helene tun Dinge, die dem Klischee folgend, ältere Damen „normalerweise“ nicht tun. Mit ihren Aktionen kommen sie kleinen Vergehen, wenn nicht gar Straftaten, gefährlich nah. In einer Szene ruft Helene einer Polizistin laut und eindringlich zu: „Es ist nicht strafbar, älter zu sein, aber sehr, sehr beschwerlich.“

Nach der Vorstellung wollte ich wie gewohnt mit Kinobesuchern ins Gespräch kommen. Daraus wurde nichts. Ein junger Mann kam auf mich zu. Er lud mich zu einem Gespräch mit seinen Berufsschülern ein. Herr Radtke, Lehrer an der WBS Schulen gGmbH Chemnitz, und seine Schüler wollten meine Meinung zum Film aus der Perspektive einer Rentnerin hören. Fragen wie: „Welchen Herausforderungen steht man als Rentner gegenüber? Wie ist es, älter zu werden? Was ist der Sinn des Lebens? Wie ist das mit der Sterbehilfe? Wie möchte man sterben?“ sollten besprochen werden.

Ein wenig mulmig war mir dann doch, in die Klasse zu gehen. Später stellte sich heraus, dass meine Sorge unbegründet war. Die künftigen Sozialassistenten werden nach Abschluss der Lehre ihre berufliche Laufbahn neben anderen Möglichkeiten auch im Pflegebereich beginnen können. Kichern, Schmunzeln, Desinteresse oder Ablehnung – nichts von alledem war während des Gesprächs zu spüren.

Allein wollte ich dann doch nicht gehen. Ich suchte mir Verstärkung. Heike Steege, eine Freiwillige Ü60, sagte zu.

Am neunten April war es so weit. Zu Beginn der Gesprächsrunde schilderten die Jugendlichen ihre Eindrücke zum Film. Meine Mitstreiterin und ich sprachen freimütig über unsere Gedanken. Jede erzählte zum Beispiel, wie sie ihre privat erlebten Todesfälle empfunden und verarbeitet hat.

Herr Radtke moderierte geschickt und wohldurchdacht. Es blieb nicht bei den in der Einladung angedeuteten Fragen und Themen. Locker und entspannt tauschten wir Fragen und Sichtweisen der jeweils anderen Generation aus.

Zu schnell waren die zwei Stunden vergangen. Viele Fragen blieben ungefragt.

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