Chemnitz ist sicher nicht die erste Stadt, an die man denkt. Und trotzdem haben wir es geschafft. Wir werden Deutschland im Jahr 2025 im Wettbewerb „Europäische Kulturhauptstadt“ vertreten.

Das Motto „C the Unseen“ der Kulturhauptstadtbewerbung bezieht sich dabei auf zwei wichtige Säulen. Es geht zum einen darum, Chemnitz als Kulturregion sichtbarer zu machen und mit ihren zukünftigen Herausforderungen und Chancen auf der europäischen Landkarte zu verorten. Uns geht es auch darum, bisher Unentdecktes und Ungesehenes in den Fokus zu stellen, engagierten Macher:innen mit Europäer:innen zu vernetzen und das reiche kulturelles Erbe mit Europa zu teilen.

Der Weg bis 2025 und das Programm zum Kulturhauptstadtjahr soll die Europäer:innen durch eine Kultur des Machens näher zusammenbringen. Chemnitz wird dabei in einer neu ergründeten Kulturregion – von Mittweida bis Thalheim und Limbach-Oberfrohna bis Augustusburg – zu einer Plattform weitreichender Aktivitäten werden. Mit Leidenschaft, Vorstellungskraft und der Großzügigkeit der Menschen vor Ort wollen wir europäische Grundwerte kultivieren und die kollektive Selbstwirksamkeit stärken, die zum Erhalt unserer Gesellschaft essentiell ist.

Vier thematische Säulen bilden dabei die theoretischen Grundlagen und das praktische Handwerkszeug für unser Vorhaben.

Eastern State of Mind

Sie ist 2,60 x 5 x 2,50 Meter groß, in einfachen oder doppelten Reihen aneinander gebaut und eher zweckmäßig als schön: die typische Garage. In erster Linie sollte sie ein sicheres Zuhause für ein Auto sein. Doch das ist irgendwie von gestern. Heute wird in der Garage gebastelt, geschraubt, gesammelt und davor auch mal gegrillt. Ein bisschen osteuropäische Mentalität also in gelebter Form. Und genau darum geht es: um die Verbindungen zu Osteuropa. Plattenbauten werden bei „Fritz51“ zu heimlichen Stars, Oldtimer erleben bei der „Eastern Wheels Rallye“ ein Comeback und Modernismus steht in sämtlichen Formen hier im Mittelpunkt – ob im Design, der Architektur oder der Kunst.

Generous Neighbours

Ein Apfelbaum als ökologischer Wert – eine „Parade von Apfelbäumen“ als politisches Statement. Das ist das Ziel, wenn genau diese quer durch Chemnitz gepflanzt werden sollen. Warum? Es geht um das Miteinander, die Nachbarschaft und das, was wir im Kleinen alle so machen: ob im Sportverein, im Kleingarten oder an der Staffelei. Das Ziel dabei: die Stärkung eines solidarischen Umgangs mit anderen Menschen und die Selbstbefähigung der engagierten Zivilgesellschaft. Auf dem „KOSMOS EUROPE“ wird Politik und Popkultur in der Innenstadt zusammengebracht, „Evolution Chemnitz“ untersucht die Geschichte des Rechtsradikalismus in Chemnitz und das „Stefan Heym Residenzprogramm“ bietet internationalen Autorinnen und Autoren eine Bühne.

Makers²

Es sind die Macherinnen und Macher der Stadt, der Region und Europas, die unsere Städte gestalten und Geschichte schreiben. Oft werkeln sie im Kleinen, an der Werkbank, im Keller oder hinter der Theke. Aber jetzt schlägt ihre Stunde, denn gemeinsam mit Unternehmen und internationalen Partnerinnen und Partnern wird es digital, kreativ und vernetzt. Das Projekt „Makers, Business & Arts“ setzt genau dort an und bietet Raum für gelebte Kultur- und Kreativwirtschaft. Es dreht sich alles um die Menschen, die sich selbst etwas beigebracht haben, gerne von anderen lernen oder wieder anderen etwas beibringen möchten – es geht ums echte Autodidaktentum.

It’s Moving!

In der Region wird der „Purple Path“ dazu einladen, entlang eines Wanderpfades Kunst zu entdecken. Aber auch der Bergbau, die Religion oder der Radsport selbst spielen eine Rolle. Beim „European Peace Ride“ soll anknüpfend an die Internationale Friedensfahrt ein grenzüberschreitendes Jedermann-Radrennen etabliert werden, bei einem Musikprojekt steht das bewegliche Instrument „Bandoneon“ im Fokus. Es geht also darum, was wir bewegen, was uns bewegt und wie wir uns in Zukunft bewegen möchten.

Illustrationen: Ulrike Schell

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