Nimm Platz! Diese Aufforderung hatte 25 Chemnitzerinnen und Chemnitzer animiert, Gestaltungsideen für ihre Stadt einzureichen. 13 davon wären realistisch umsetzbar gewesen und zehn haben nach einer Online-Abstimmung auch das Preisgeld von 2025 Euro erhalten. Nun arbeiten die Gewinner an der Umsetzung. In einer Amtsblattserie wollen wir nach und nach die einzelnen Projekte etwas näher vorstellen – heute die Stromkästen-Galerie auf dem Brühl.

Friedrich Benzler hat schon viel Farbe in die Stadt gebracht. In Gablenz, auf dem Sonnenberg, im Zentrum – überall hat er schon Stromkästen gestaltet, auch Giebelwände oder andere Freiflächen. Auf seiner Facebook-Seite sind sie dokumentiert und manchmal auch kommentiert. „Kannste die bei uns auf dem Brühl auch mal machen?“ steht da beispielsweise im August 2018 unter einem Foto. Die Frage hat Hendrik Gransee gestellt, offenbar nicht ohne Nachdruck. Denn inzwischen hat Friedrich Benzler begonnen, ein paar Stromkästen auf dem Brühl zu gestalten.

„Die Motive sollen an verschwundene Läden auf dem Brühl erinnern, die zur Geschichte des Quartiers gehören“, sagt Hendrik Gransee, aktiver und bekennender Brühlbewohner. Im Januar hatte er die Idee bei „Nimm Platz“ eingereicht – der Aktion auf dem Weg zur Kulturhauptstadt Europas 2025, die mit einem Preisgeld von 2025 Euro beitragen soll, dass Chemnitzerinnen und Chemnitzer selbst die Initiative ergreifen für die Gestaltung der Stadt, der Wohnquartiere, von ungenutzten Plätzen.

Hendrik Gransee sieht die gestalteten Stromkästen als „wunderbare Ergänzung zu den großflächigen Wandbildern, die es auf dem Boulevard bereits gibt. Der Brühl wird damit wieder ein Stück mehr zu einer erlebbaren Freiluftgalerie.“

Während des Brühl Kiez, dem 14-tägigen Nachbarschaftsfest im September, hat Friedrich Benzler die Stromkästen an der Hermannstraße dann abgeschliffen, grundiert und die geplanten Motiven aufgebracht. Ganz fertig sind sie aber noch nicht, da will der Künstler bis Ende Oktober nochmal ran. Andere Kästen folgen dann im Frühjahr, weil sie an Häusern stehen, die derzeit saniert werden und eingerüstet sind.

Hendrik Gransee ist dennoch schon sehr zufrieden. „Sobald die Kästen gestaltet sind, werden sie auch nicht mehr mit Graffiti Tags oder andere Schmierereien versehen. Erfahrungsgemäß bringt es nämlich wenig, Tags regelmäßig zu entfernen, die Fläche mit Kunst zu beschlagnahmen, hilft da eher“, sagt er und findet es auch gut, dass es Aktionen wie „Nimm Platz!“ gibt, die solche Ideen dann auch finanziell möglich machen. Jedenfalls ist auf dem Brühl nun wieder eine gestalterische Handschrift hinzugekommen und Chemnitz ein Stück bunter geworden. Gut so.

Foto: Ernesto Uhlmann

 

 

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